31.12.06

Die letzten Mohikaner ...

Ach ja, eines noch: Vor mir liegen die letzte Sonntags-FAZ und die letzte »reguläre« FAZ nach alter Rechtschreibung *schluchz*. Ich sehe schon, ab dem 1. Januar wird mir der Vorsatz leichter fallen, weniger Zeitung zu lesen ...

Was nun? Weiterhin bei der alten Rechtschreibung bleiben die JUNGE WELT, das Linksblättchen (unter anderem) für DDR-Nostalgiker und -Verklärer, und die JUNGE FREIHEIT mit ihrem elitär-rechtslastigen Getue *seufz*

Das sind trübe Aussichten ...

Rüdiger (der jetzt endlich einen trinken geht, gibt ja auch Anlaß dazu ...)

Nachtrag Jahresrückblick 2006

Noch 'ne Rundmail an Autoren und Freunde:

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Hallo Freunde,

Nachträge zum Jahresrückblick:

28 Bücher wurden noch verkauft nach dem »Redaktionsschluß« Donnerstag abend: 15 Mal »Des Widerspenstigen Zähmung«, 10 Mal »Ins Röckchen gezwungen«, und 3 vorbestellte »Hauslehrer« konnte ich ausliefern, nachdem ich nicht nur die Vormerkung wieder gefunden hatte, sondern auch (bereits tags zuvor) entdeckt hatte, daß da eine Kiste mit »Hauslehrern« auf einer Palette in der Garage stand. Die Postboten sind neuerdings so ordentlich - stellen die Pakete nicht nur in die Garage, sondern machen mein schweres Garagentor gleich auch noch zu - und so standen die armen »Hauslehrer« wahrscheinlich vom 23.12. bis zum 27.12. in der Kälte; hat ihnen aber nicht geschadet in der doppelten Kartonumhüllung, sie sind nicht wellig geworden.

Wieviel Bücher hat der Marterpfahl Verlag nun eigentlich insgesamt seit seiner Gründung verkauft? Der Charon Verlag (SCHLAGZEILEN) strunzte vor Wochen mal damit, sie hätten allein von ihren Buchtiteln (ohne die Zeitschrift) mittlerweile eine Viertelmillion Stück verkauft, da kam ich auf die Idee, auch mal wieder nachzuzählen. Schon vor ein, zwei Jahren soll Matthias Grimme mal gesagt haben, wenn er von seinen zwei Rennern, dem Sicherheitshandbuch und dem Fesselratgeber, insgesamt 100.000 Stück verkauft haben werde, sei es mal Zeit, die Sektkorken knallen zu lassen. (Ist ja auch ein schönes Ergebnis. Selbst die ekz, die Reutlinger »Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken« empfiehlt die Anschaffung dieser Bände sogar schon für kleinere Bibliotheken - »als Prüfstein für die Toleranz gegenüber Minderheitenthemen«, so ähnlich drückten sie sich ihrem Blättchen aus). Und jetzt eine Viertelmillion Gesamtverkäufe, na, da können die Charonesen den Sekt gleich in Veuve Cliquot oder Pommery umtauschen.

Und Marterpfahl? Ende Januar 2003 war es, wenn ich mich recht erinnere, als wir das 10 000. verkaufte Buch aus dem Hause Marterpfahl seit Verlagsgründung verzeichnen konnten (mein Gott, wie weit weg kommt einem das jetzt schon vor!). Und jetzt sind es locker 15 000 Bücher PRO JAHR, die 'rausgehen. Insgesamt dürften es grob überschlagsmäßig so um die 59.000 Bücher seit Verlagsgründung sein. Bis wir also das erhabene Niveau der Charonesen erreichen, müssen wir uns noch ein bissel nach der Decke strecken. Immerhin: Den 250 000. Besucher der Website hat es heuer gegeben. - Ich schätze mal, in rund 3 Jahren haben wir auch die 100 000 erreicht, dann können wir auch feiern :-))

Und sonst? Ein milder, stürmischer Tag ist heute, der Sturm in der Nacht hat einen ganzen Stapel Plastikstühle quer über die Dachterrasse geweht; mein kleines Orangenbäumchen, in einem ungeheizten Zimmer stehend, ist nach 32 Jahren eingegangen - vertrocknet. Traurig. Da heißt es doch immer, im kühlen Raum dürfe man nicht zu viel gießen, aber zwei Gläser Wasser pro Woche waren eben zuwenig, und ich habe auch zu selten in den Raum geguckt, um das Unheil noch abwenden zu können. (Den Kakteen hat die halbe Wasserdosis gereicht). - Am Donnerstag habe ich mit 2 h 4 min 25 sec auf dem Laufband eine neue Bestzeit für den Halbmarathon erreicht, und mein Gewicht (unmittelbar nach dem Training) schwankt so zwischen 83 und 84 kg. Das sieht doch alles gar nicht so schlecht aus als Ausgangsbasis fürs nächste Jahr :-)

Jetzt geh ich nachher noch in die Stadt, in eine Kneipe oder so - und komm hoffentlich mitsamt meinem Führerschein wieder nach Hause :-))

Herzliche Grüße und ein schönes neues!

Rüdiger Happ
www.marterpfahlverlag.com

Jahresrückblick 2006

Andere Verlage rechnen jährlich mit ihren Autoren ab, ich mache es halbjährlich. Und genau alle 6 Monate verbinde ich mit diesem Bilanzieren der Verkaufszahlen eine oft salopp formulierte »Hitparade« in Form einer Rundmail an alle Autoren und Bekannten, eine Rundmail, die viele oft sehr gern lesen. Die diesjährige Silvesterrundmail ist die erste, die ich - nach einigem Zögern und Überlegen - hier online stelle (leicht gekürzt):

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Freitag, 29. Dezember 2006, 0.53 Uhr

Hallo Freunde und Bekannte, Autoren und Verwandte,

es ist mal wieder Zeit für den Jahresrückblick. Die 30 Stück »Sex für Fortgeschrittene«, die Libri heut abend so um 9 bestellt hat, die hab ich noch nachträglich in die Statistik eingearbeitet, doch sollte jetzt noch was an Bestellungen reinkommen - ich ziehe das einfach ins nächste Halbjahr, statistisch jedenfalls. Die zwei letzten Tage des Jahres sind eh Wochenende, und ich bin zumindest am Samstag viel unterwegs, da kann ich den Rückblick auch schon jetzt schreiben.

8686 Bücher wurden im 2. Halbjahr 2006 verkauft, das ist wie üblich ein ganzer Haufen mehr als im 1. Halbjahr (6383), und gegenüber dem 2. Halbjahr 2005 (7075) ist das eine Steigerung von fast 22,8 %.

Im ganzen Jahr 2006 wurden 15069 Marterpfahl-Bücher verkauft, das ist gegenüber 2005 (12402) eine Steigerung von rund 21,5 %.

Über Umsatz und Gewinn habe ich noch keinen rechten Überblick. Am Ende des ersten Halbjahrs dachte ich: »Wow - über 20.000 Euro Gewinn« - doch der, aufgehäuft in den Frühlingsmonaten, wenn die Gelder vom Weihnachtsgeschäft eintreffen, schmolz wie üblich im 2. Halbjahr dahin - schuld daran waren u. a. der teure Sibil-Joho-Bildband und (ab November) meine Entscheidung, von den verkaufsstärkeren Titeln doch jeweils 500 Stück statt nur 100 bis 200 Stück bei der Printing-on-Demand-Druckerei nachzubestellen - das ist um 35 Cent pro Stück billiger. Hätte ich gerade so viel bestellt wie nötig, dann wäre der Gewinn gewiß um ca. 6000 Euro größer. Der Umsatz dürfte inzwischen so an die Viertelmillion Mark gehen - ca. 125.000 Euro - ein Riesenbetrag im Vergleich zu früher, doch ein Jahresgewinn von vielleicht 15.000 Euro mag zwar, als prozentuale Umsatzrendite ausgedrückt, ganz ordentlich sein, doch um davon zu leben (und nicht nur zu ÜBERleben), ist es doch noch ein wenig mager ....

Über 10 Neuerscheinungen gab es im Jahre 2006. Den Anfang machte - pünktlich zur Weiberfasnet - die Romantrilogie »Unterm Pantoffel« (früher »Die Weiberherrschaft«). Am 20. Mai erschienen dann »Die Sklavenmädchen von Wiesbaden«. Im August gab es dann Arne Hoffmanns »Sex für Fortgeschrittene«, »Eine Nacht lang wirst du käuflich sein«, die Neuausgabe des alten, schwer verkäuflichen Titels »Ich war kein braves Mädel, Santa Claus«, und »Walters neue Welt«. Am Freitag, dem 13. Oktober, erschienen der prächtige Bildband von Sibil Joho »Fetish Art«, »Das geheime Zimmer« von Christoph Brandhurst alias Marcel Feige, der »Prinzgemahl« sowie die »Aufzeichnungen eines Dienstmädchens«, der zweite Eurydike-Band.

Was die absolute Höhe der verkauften Gesamtauflage (Stand: Jahresende 2006) anbelangt, so ist immer noch »Spanking - Lust und Leidenschaft« der König mit 4240 Stück - wer weiß, wie lange noch. Verschiedene andere Titel sind dem »Könich« hart auf den Fersen, doch bislang hat noch jeder »Thronaspirant« bei der Aufholjagd Schwächephasen gezeigt. Dennoch ist es gut möglich, daß der bisherige Auflagenkönig im Jahre 2007 entthront wird. Auf Platz 2 finden wir den bewährten Longseller »9 1/2 Wochen«, von dem seit 1999 3832 Stück verkauft wurden. Einst war ER ja der Auflagenkönig, bis er - ich glaube im Herbst 2003, kurz vor der Zweitausendermarke - von »Spanking« überholt wurde. »9 1/2 Wochen« hat nicht die schlechtesten Chancen, a) der nächste »Viertausender« zu werden und b) »Spanking« wieder zu überholen, allerdings weniger c) selber wieder den Thron einzunehmen. Wir werden gleich sehen, warum. Auf 3670 Stück und Platz 3 hat es mittlerweile »my dark side« gebracht, allerdings fehlt es dem Titel mittlerweile an Elan, um weiter kraftvoll voranzukommen - ganz im Gegensatz zu »Lustvolle Unterwerfung«: noch nicht mal 3 Jahre alt und schon 3575 Stück Auflage. Wenn das so weitergeht, wird dieser Titel 2007 den alten König entthronen! Platz 4. »FOX«, der alte Renner von vor 2 Jahren, verkauft sich zwar mittlerweile nur noch so lala, hat aber immerhin inzwischen eine verkaufte Gesamtauflage von 3345 Stück erreicht. Platz 5. Auf Platz 6 finden wir unseren ältesten Titel »Ins Röckchen gezwungen« mit immerhin 3251 Stück Gesamtauflage. Noch kein »Dreitausender« ist der aktuelle Bestseller »Die Nacht hat 24 Stunden« - aber 2925 Stück in gut anderthalb Jahren sind ja auch sehr, sehr ordentlich. Platz 7. Auf Platz 8 findet sich »Bestrafung eines Dienstmädchens«, einst ein Bestseller, jetzt im Mittelfeld, mit 2712 Stück. Platz 8. Gleich dahinter mit 2635 Stück: »Der letzte Schliff« (Teil 1) des Schweizer »Rittmeisters«, einst auch ein Bestseller, jetzt im unteren Mittelfeld (Platz 9). »Onanieren für Profis« von Arne Hoffmann brachte es in gut anderthalb Jahren auf 2362 Stück (Platz 10), wir werden sehen, wie es sich weiter entwickelt. - Was die »unteren Chargen« anbelangt, so verweise ich auf meine Ausführungen zu den einzelnen Titeln weiter unten.

»Könich« nicht bei der Gesamtauflage, sondern bei den Verkäufen im 2. Halbjahr 2006 ist ohne jeden Zweifel »Die Nacht hat 24 Stunden« mit 1012 Stück. Mehr als 1000 Stück in einem Halbjahr, das ist bislang nur »Onanieren für Profis« gelungen, nämlich im zweiten Halbjahr 2005, wenn ich mich recht erinnere. - »Die Nacht hat 24 Stunden« stand im Herbst 2005, als ich in London im Internetcafé war, bei Amazon mal zeitweise auf Platz 202 oder so, und die Nachfrage ist - wenn auch in den letzten Wochen etwas verhaltener - ungebrochen. 2925 Stück in nur gut 1 1/2 Jahren sprechen eine deutliche Sprache.

Platz 2 erreichte der Dauerbrenner »Lustvolle Unterwerfung« von Arne Hoffmann. 791 Stück, Gesamtauflage jetzt - wie gesagt - 3575 Stück (hoffentlich so weiterwachsend ... ;-)

Auf Platz 3 finden sich »Die Sklavenmädchen von Wiesbaden«: 732 Stück in diesem Halbjahr, insgesamt sind es jetzt 893 Stück - da kommt auch schon die Tausendergrenze in Sicht für dieses erst im Frühjahr erschienene Werk.

Auf einen - immer noch sehr ordentlichen - 4. Platz zurückgefallen ist »Onanieren für Profis«. Erstaunlich ist, daß die Nachfrage im Sommer am größten war und jetzt stark zurückging - dabei sollte man doch meinen, daß sich's die Leute gerade in der kalten Jahreszeit gemütlich machen und .... 717 Stück, Gesamtauflage jetzt 2362 Stück, und das nur in gut anderthalb Jahren.

Der neue Shooting Star scheint »Eine Nacht lang wirst du käuflich sein« von Justine Rhett zu werden. 556 Mal ging das Buch in den 5 Monaten seit seinem Erscheinen über den Ladentisch - mehr, als von der alten Ausgabe »Ich war kein braves Mädel, Santa Claus« in rund 2 Jahren verkauft wurden. Bei Amazon führte der Titel zeitweise die Statistik der Marterpfahl-Titel an, vor allen anderen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. (Erstaunlich, was ein geiler Titel und und ein geiles Titelbild alles ausmachen; der Erfolg der »Sklavenmädchen von Wiesbaden« ist sicher auch zum Teil so zu erklären). Platz 5.

502 Stück wurden von dem Nächstplazierten im 2. Halbjahr 2006 verkauft, von »Sex für Fortgeschrittene« (erschienen Anfang August). Platz 6.

Auf Platz 7 »Wachs in deiner Hand« (auch hier wieder ein besonders geiles Titelbild ... ;-). 373 Stück in diesem Halbjahr, 777 insgesamt.

Platz 8 errang »Gynopolis«, die Negativutopie einer aus dem Gleis geratenen absoluten Frauenherrschaft. Einst beinahe ein Ladenhüter, hat der Titel ordentlich zugelegt und verkauft sich jetzt ordentlich, liegt im Mittelfeld - im (fast) abgelaufenen Halbjahr waren es z. B. 316 Stück, die einen Leser fanden, und insgesamt immerhin schon 1559 Stück.

Platz 9: »Aufzeichnungen eines Dienstmädchens« von Eurydike (und einer britischen Autorin). Dieser Titel fand im (fast) vergangenen Halbjahr 278 Käufer. Ein ordentlicher Wert für das erst vor 2 1/2 Monaten erschienene Werk.

Erstaunlich gut hält sich »Ins Röckchen gezwungen« - gut für ein Femdom-Werk und gut für sein Alter. Aber es ist ja auch fast eine Art Klassiker, und in Deutschland gab und gibt's (im Gegensatz zum anglophonen Teil der Welt) nur wenig Literatur zum Thema »erzwungener Geschlechterwechsel«. 232 Stück wurden im vergangenen Halbjahr verkauft, satte 3251 Stück Gesamtauflage, wenn auch verteilt auf nunmehr fast 9 Jahre, sprechen für sich. Ein solider Dauerbrenner und Longseller. Platz 10.

»Bestrafung eines Dienstmädchens« war mal einer der Marterpfahl-Bestseller (man merkt's an der Gesamtauflage von 2712 Stück seit Ende 2002), hatte dann einen Durchhänger und geht jetzt wieder sehr ordentlich (...) 227 Stück wurden von »Bestrafung eines Dienstmädchens« in diesem Halbjahr verkauft, das ergibt Platz 11.

Platz 12 erreichte die Herbst-Neuerscheinung »Der Prinzgemahl« mit (überwiegend) Femdom-Keuschheitsgeschichten. 221 Stück.

»Machtgeil« landete auf Platz 13 (218 Stück, 464 jetzt insgesamt).

»FOX«: Einstmals (vor rund 2 Jahren) wurden über 800 Stück in einem Halbjahr verkauft, in den vergangenen 6 Monaten waren's nur noch 214 Stück. Immerhin, die verkaufte Gesamtauflage erreicht jetzt stolze 3345 Stück. Platz 14.

Es folgt der alte Dauerbrenner aus dem Jahre 1999 (und bei anderen Verlagen - Rowohlt - noch viel früher ....): »9 1/2 Wochen«. 209 Mal ging der Beinahe-Klassiker über den virtuellen Tresen, die Gesamtauflage liegt jetzt, wie gesagt, bei 3832 Stück. Ich hoffe doch, daß ich bis zum Auslaufen der (2004 verlängerten) Lizenz im Sommer 2009 die 5000 Stück erreicht habe - das wäre ein schöner Achtungserfolg gegenüber Rowohlt, auch wenn die natürlich 30.000 Stück in nur wenigen Monaten verkauft haben. Platz 15.

Knapp dahinter »Stille Tage in Roissy«. Vor anderthalb Jahren ein Bestseller auf dem Sprung unter die Amazon-»Top 500«, hat inzwischen das Interesse leider immer mehr nachgelassen. Na ja, vielleicht wird es ja wieder .... zu hoffen wär's. - Die Autorin, Frau »Saskia Weißer«, ist übrigens nicht als einzige auf die Idee gekommen, sich aus Antipathie gegenüber Alice Schwarzer "Weißer" zu nennen. In »EMMA« wurde kürzlich ein angebliches neues Männermagazin »Benno« beworben, dessen Chefredakteur ein »Andi Weisser« sein sollte - aber es war nur ein Werbegag von Alice S. zu ihrem 30jährigen Blattjubiläum (möge es bald in Frieden ruhen ;-). Platz 16, 200 Stück in diesem Halbjahr, Gesamtauflage jetzt 1881 Stück.

Genau entgegengesetzt von der Thematik her ist »DAS DA wird dir Manieren beibringen« (...) 196 Stück, Platz 17, Gesamtauflage jetzt 1692 Stück.

Damit wären wir auch schon beim unteren Mittelfeld jener Titel angelangt, von denen in in den vergangenen 6 Monaten 100 bis 200 Stück verkauft wurden.

171 Leser waren neugierig auf »Walters neue Welt« - immerhin, vielleicht wären es ein paar mehr gewesen, wäre der Titel nicht erst im August erschienen. Platz 18.

Platz 19 teilen sich brüderlich »my dark side« (einst ein Bestseller mit 400, 500 Stück pro Halbjahr, wie man an der Gesamtauflage von 3670 Stück sieht) und die Herbst-Neuerscheinung »Das geheime Zimmer« von Christoph Brandhurst. Jeweils 163 Stück.

»Des Widerspenstigen Zähmung« landete mit 157 Stück auf Platz 19 - was mir relativ weh tut, weil der Titel ja von mir selbst geschrieben ist und weil ich wegen der vielen Bilder alles konventionell gedruckt habe, 2000 Stück, von denen jetzt gerade mal ein knappes Drittel verkauft ist (597 Stück). Da muß was geschehen - was Verkaufsförderndes, versteht sich.

Den strengen »Hauslehrer« haben sich im vergangenen Halbjahr 130 animierte Leser angeschafft - das bedeutet Platz 21 und eine Gesamtauflage von jetzt 410. (Der Titel ging schon mal schlechter und berappelt sich offensichtlich gerade wieder).

»Der letzte Schliff« (Teil 1) - einst waren die Ponygirls des Rittmeisters ein echtes Zugpferd des Verlags (verkaufte Gesamtauflage mittlerweile 2635 Stück), mittlerweile hängen sie leider ziemlich ermattet in den Sielen: Nur noch 110 Leser wollten das Buch kaufen. Platz 22.

Und damit kommen wir leider auch schon zum unerfreulichsten Kapitel, den »Fußkranken«, den Ladenhütern, für die sich weniger als 100 Männekes pro Halbjahr interessieren ...

... obwohl, Sibil Johos Pracht-Bildband »Fetish Art« möchte ich eigentlich trotz seiner Verkaufszahl (98 Stück, Platz 23) nicht dazu rechnen. Erstens erschien das Werk erst Mitte Oktober, und zweitens muß man einen Bildband mit anderen Maßstäben messen.

»Zucker und Peitsche für Barbara«, wohl eines der besten Ponygirl-Bücher, das es gibt (das kann man ohne falsche Bescheidenheit wohl sagen), verkaufte sich leider auch in diesen 6 Monaten eher mäßig (85 Stück) und trabt nur verhalten einer Gesamtauflage von 2000 Stück entgegen (jetzt 1922 Stück). Platz 24.

Auch mit »Apollonias Welt« tun sich die Leser nach wie vor schwer. 76 verkaufte Exemplare ließen die Gesamtauflage auf nunmehr 702 Stück klettern. Platz 25.

Gleich dahinter »Die Briefe der Lady S.« (75 Stück, Gesamtauflage jetzt 942 Stück, Platz 26).

Auch »Scipia, Sklavin der Römer« ist leider ziemlich abgesackt: Nur noch 71 Leser in 6 Monaten wollten was von ihr wissen (Gesamtauflage: 1616; Platz 27).

Auch »Spanking - Lust und Leidenschaft« war mal (2001 bis 2003) ein Bestseller mit bis über 700 Stück in einem Halbjahr, wenn auch viele davon zu ruinösem Preis an Beate Schmuse und Orion gingen (daher auch die Gesamtauflage von 4240 Stück). 63 Leser interessierten sich im zweiten Halbjahr 2006 noch für das Buch. Platz 28.

Die Romantrilogie »Unterm Pantoffel« gehört leider - nach der üblichen Welle der Erstbestellungen - nicht mehr zu den vom Verkaufsglück begünstigten Titeln: Den Teil 3 bestellten 47 interessierte Leser (Platz 29, Gesamtauflage jetzt: 206 Exemplare), den 1. Teil wollten 45 Menschen lesen (Platz 30, Gesamtauflage: 228), für den 2. Teil konnten sich 42 Leser erwärmen (Platz 32, Gesamtauflage: 201).

Dazwischen liegt der zweite Teil der Rittmeister-Saga »Der letzte Schliff«, in dessen Bann sich leider auch nur noch 44 Leser ziehen ließen (Gesamtauflage 1368 Stück, Platz 31).

Den 32. Platz teilen sich das berühmt-berüchtigte »Cagliostro-Lesebuch« (ob ich mich damit wohl noch als Rentner beschäftigen werde? Verkaufte Gesamtauflage jetzt: 1154 Stück; noch rund 846 der im Februar/März 2000 gedruckten 2000 Stück harren noch geduldig eines willigen Käufers ... ;-) und »Im Banne der Gräfin« - leider ließen sich in deren Bann auch nur 37 Leser ziehen, so wenige wie beim »Lesebuch«. Die Gesamtauflage der Gräfin jetzt: 1039 Stück - immerhin schon über 1000 .... Und das bei einer so interessanten Charakterstudie eines verzickten dominanten Weibes .... Irgendwie muß ich mir hier mal was überlegen ...

Das gilt auch für »Das Netzwerk der Herrinnen«: Ein tolles Titelbild, Spannung, Herrinnen und Sklaven, die bis in die Extreme gehen, Satire - und trotzdem nur 32 Käufer, es ist zum Weinen. (Gesamtauflage: 303 Exemplare, Platz 33).

Für das literarische (vielleicht allzu literarische) Schmuckstückchen »Die Fremde« gilt ähnliches. Da ist Verkaufsförderung dringend nötig ... Nur 27 Leser wollten »Die Fremde« enträtseln und genießen (Gesamtauflage 867 Stück, Platz 34).

Um »Die Fremde« ist es wirklich schade, »Windeln, Stöckchen, strenge Gouvernanten« hat hingegen seine Zeit gehabt, jeder Puper oder Möchtegernpuper kennt's wohl schon, daher wollten es in diesem Halbjahr nur noch 13 Menschen kaufen (Gesamtauflage jetzt 1127 Stück, Platz 36).

Die Schlußlichter sind »THIS will teach you manners« (6 Stück, verkaufte Gesamtauflage 68 Stück, Platz 37) sowie der im Herbst eingestellte und durch »Eine Nacht lang wirst du käuflich sein« ersetzte Titel »Ich war kein braves Mädel, Santa Claus« - bei dem Titel halten sich Retouren und Verkäufe die Waage: Genau NULL! (Platz 38).

Ausblick:

Zunächst werden 2007 natürlich diejenigen Werke erscheinen, die eigentlich noch 2006 hätten erscheinen sollen: »Nummer Sicher«, »Don Juans letzter Flirt«, »Die nette Marion«, »Die Schrift«, »Die Tränen der Sklavin Sorenga« - und natürlich der Bildband von Ronnie Putzker und Caroline Klima. Über alles weitere werde ich jetzt noch nichts sagen - und ich bitte diese Zurückhaltung nicht so aufzufassen, daß mir andere (versprochene) Buchprojekte unwichtig seien!

Die Einzelabrechnungen kommen wie üblich im Laufe des Januar.

Herzliche Grüße und ein schönes neues Jahr!

Rüdiger
www.marterpfahlverlag.com

16.12.06

Vor Weihnachten ...


Na, schon Weihnachtsbaum geschmückt? Wer weiß, ob dieser »Weihnachtsbaum« überhaupt bis Weihnachten durchhält ... ;-)

Na also, dachte ich vorhin auf dem Laufband, geht doch! Da mußte ich nur zwei Tage lang mal mehr essen, und schon konnte ich wieder, was ich im Sommer konnte: 5 Kilometer in unter 25 Minuten laufen. 24 min 48 sec, um genau zu sein. 24 min 37 sec wäre die Bestzeit gewesen. Die hätte ich auch knacken können, aber ich wollte mir noch Reserven bewahren für weitere 5 Kilometer - die mir dann aber doch zu anstrengend waren, und außerdem wartete Freund D., mit dem ich über den Tübinger Weihnachtsmarkt schlendern wollte. - Neue Bestzeiten scheint man immer dann zu laufen, wenn man am wenigsten damit rechnet: Vor Wochen mal die 10 km in 53 min 56 sec, 80 Sekunden schneller als zuvor - und jetzt das. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Und nicht zu viel planen.

»Der Gammelbuchskandal«

So war ein interessanter Artikel in der heutigen Samstags-FAZ überschrieben. Schon vor ein, zwei Jahren hatten sie mal dargelegt, daß viele geisteswissenschaftliche Bücher sich so langsam verkauften, daß noch nach Jahrzehnten was von der Erstauflage da war. Die Hitliste der »Worstseller« führte ein Kirchenrechtshandbuch aus dem Jahre 1820 an, dessen Erstauflage immer noch lieferbar war (und wahrscheinlich nur noch historischen Wert besaß).

Doch auch bei Belletristik scheint's das zu geben. Freilich, man muß aufpassen (das ist meine und des Artikelschreibers Meinung), daß man nicht einem Trugschluß unterliegt: Nicht alle Bestseller sind literarisch schlecht, und nicht alles, was nicht gut geht, ist eine verborgene literarische Perle.

Dennoch: Wie kann es sein, daß von der Erstauflage von Goethes »West-östlichem Diwan« in den 1920er Jahren immer noch nicht alles verkauft war? Das »Unbekannte Werk« des Bestsellerautors Erich Maria Remarque (»Im Westen nichts Neues«) wird wohl auch weiterhin unbekannt bleiben, denn Kiepenheuer & Witsch verkaufte 2006 ganze 17 Exemplare davon. Gut - daß ein Titel wie Muriel Sparks »Vorsätzlich herumlungern« nur auf 6 verkaufte Exemplare kommt, mag man ja noch verstehen, aber daß Titel von George Orwell, William Faulkner oder Jean Améry bei wenigen Dutzend Exemplaren herumdümpeln und Dashiell Hammetts Kriminalstories unter dem Titel »Das Haus in der Turk Street« bei 67 Stück, erscheint kaum verständlich (wäre eine Story als Krimi verfilmt worden und käme der Film ab und zu im Fernsehen, wär's sicher anders).

Und gar die »Fischer von Santa Barbara«! Der FAZ war dies sogar eine Glosse neben dem eigentlichen Artikel wert: »Unglaublich! Nur 22 Menschen wollten in diesem Jahr Anna Seghers Erstlingswerk ›Der Aufstand der Fischer von Santa Barbara‹ kaufen. Wenn sich nur EINE Schulklasse entschieden hätte, das Buch zu lesen! Schulklassen müssen jeden erdenklichen Unsinn über sich ergehen lassen, Hesse lesen, Grass lesen, hunderttausendfach, bis ihnen der Butt mit dem Siddharta zu den Ohren herauskommt - aber die ›Fischer von St. Barbara‹: Die will man doch kennenlernen. [Offenbar nicht ... R. H.] Fernweh, Strände, Kampf, die Geschichte der schönen Marie. Und so glatt und klar geschrieben! Die ›Fischer‹ waren für die Literatur, was das Bauhaus für die Architektur war, 1928 gab es den Kleistpreis dafür, und jetzt das: 22 Leser. So geht das nicht.«

Ja, amen. - Na, ein Trost bleibt mir jedenfalls: Wenn selbst von manchen Werken der erlesensten Koryphäen nur wenige Dutzend Stück pro Jahr verkauft werden, dann brauche ich mich ja nicht zu genieren, wenn ich von »Windeln, Stöckchen, strenge Gouvernanten« nur 50 Stück pro Jahr verkaufe und vom ewigen Sorgenkind »Cagliostro-Lesebuch« kaum 100 ... (Ich überlege mir gerade, ob ich dieses Jahr meine halbjährliche »Hitlisten«-Rundmail an die Autoren und Freunde meines Verlags offen hier 'reinstellen soll. Hm, mal sehen ...) - Auf jeden Fall kann und sollte man in einzelnen Fällen mehr tun, denn so viel verstaubtes Papier ist nichts als totes Kapital, das ist sicher. (Hätte es zu Goethes Zeiten bereits Printing on demand gegeben, wär das nicht passiert, daß die »Diwane« da ein Jahrhundert lang vor sich hingammeln ...)

(Zum ersten Mal mit dem Phänomen konfrontiert wurde ich in den 80er Jahren. Ich suchte nach einer deutschen Übersetzung von Reden des attischen Redners Lysias, den wir in einer Stilübung in der Uni zur Grundlage unserer Übungen machten. Und obwohl Lysias mit seinem schmucklosen, einfachen Griechisch eine beliebte Anfängerlektüre war und ist - vergleichbar Cäsars »Gallischem Krieg« -, gab es keine deutsche Übersetzung, jedenfalls nicht im Westen. Die von Reclam DDR war im Westen nicht lieferbar, aus irgendwelchen juristischen Gründen. Da hätte man schon in die Schweiz fahren müssen, um sie zu bestellen. Dann fand ich im VLB - Verzeichnis lieferbarer Bücher - doch noch deutsche Übersetzungen und bestellte sie. Als ich sie bei Osiander abholte, gab man mir ein Plastiksäckchen mit winzig kleinen Büchern und sagte, so was habe man noch nie gesehen. Die winzigen Heftchen enthielten z. T. in Fraktur gesetzte superwörtliche Übersetzungen, an den freier übersetzten Passagen stand die superwörtliche Übersetzung in Klammern - kurz, es war das, was in Schülerkreisen mitunter »Schlauch« genannt wird: Ein Heft zum Spicken unter der Bank. Bei einigen Heften war der thüringische, jetzt vom Kommunismus okkupierte Vorkriegsstandort des Verlags mit einem Aufkleber der aktuellen oberfränkischen Adresse überklebt, bei anderen, offenbar noch älteren Heften (offenbar hatte man das ganze Lager winziger Heftchen mit in den Westen genommen)waren sogar noch in Hellern ausgedrückte Preise zu sehen (durchgestrichen), und im Anhang wurden berufsberatende Schriften beworben zu Berufen, die schon längst nicht mehr existierten oder nicht mehr in der Form existierten ... So haben Pfarrer ja schon lang nichts »Preußisch-beamtenhaft-karrieremäßiges« mehr ....)

5.12.06

Die FAZ und der Marterpfahl ...

Irgendwie lag es schon seit einem Jahr in der Luft; nämlich von dem Moment an, als einer der FAZ-Macher die vom Rat für Rechtschreibung vorgeschlagenen Kompromißregelungen, die viele alte Schreibweisen wiederherstellten, lobte - und die FAZ sich Tage später dazu genötigt sah, Gerüchte zu dementieren, sie wolle auf die Reformschreibung, und sei es auch nur diese gemäßigte »Kompromißschreibung«, einschwenken.

Die FAZ hat's nämlich nicht leicht mit ihrer mehrheitlich stockkonservativen Leserschaft. Schon als vor einigen Jahren die ersten bunten Bilder im Reiseblatt auftauchten, argwöhnten konservative Gemüter, die FAZ sei nun wohl schon auf dem besten (oder vielmehr schlimmsten) Weg zu so einem neumodischen bunten Bilderblatt und zu inhaltlicher Verflachung, und als gar im Dezember 2005 - ohne Vorankündigung - die ersten roten Balken auf der Titelseite auftauchten, es generell mehr Farbe auch im Politik-, Wirtschafts- und Feuilletonteil gab, da heulten 80 % der Leser unisono auf. Unter der Überschrift »Die Farbe Rot - was Leser meinen« brachte die FAZ seitenlang Leserbriefergüsse zur Neuerung, die meisten von einem tiefen Strukturkonservatismus, der jeglicher Änderung, besonders bei der geliebten FAZ, abhold ist. (»Als ich heute morgen die FAZ aus dem Briefkasten holte, fühlte ich mich ganz fremd ...« - wegen des einen (kleinen) roten Balkens auf der Titelseite.) Bei manchen Briefen konnte man meinen, der Untergang des Abendlandes stehe kurz bevor.

Die Fraktur der Kommentarüberschriften ist auch nicht mehr das, was sie mal war - vor einigen Jahren verlor sie einige Zierlinien, und seit ein, zwei Jahren wird das lange s nicht mehr verwendet (also ich denke da auch konservativ: Wenn schon Fraktur, dann auch mit korrektem langem und rundem s, so viel kann man auch jüngeren Lesern zumuten).

Und jetzt, am Samstag, dem 1. Dezember, war es nun also soweit: Es gab eine kleine Meldung (»FAZ paßt Rechtschreibung an«) und einen großen Leitartikel (»Um der Einheitlichkeit willen«), der einem Großteil der Leserschaft das erste Adventswochenende verdorben haben dürfte ... Ab dem 1. Januar 2007 wird die FAZ in der denkbar zurückhaltendsten Variante der neuen Rechtschreibung gehalten sein und nimmt sich die Freiheit, rund ein Dutzend Wörter wie »Tolpatsch«, »behende« oder »Stengel« auch weiterhin »alt« zu schreiben. »Wir sind uns bewußt, daß viele unserer Leser in dieser Frage nach wie vor jeden Kompromiß ablehnen. Im Privatleben kann man eine solche rigorose Haltung aufrechterhalten, für eine Zeitung gilt das nicht. Wir müssen um der Einheitlichkeit willen unsere Bedenken in Einzelfragen hintanstellen, und wir müssen auch an unsere jüngeren Leser denken, die in der Schule die neuen Regeln erlernen müssen ...«(sinngemäß zitiert)

Die Springerpresse, die nach dem 3. Oktober 2004 so theatralisch von »neu« auf »alt« zurückschaltete (und dabei jede Menge Fehler machte, jahrelang eingeschliffene Gewohnheiten lassen sich eben nicht so einfach wieder »zurückschalten« - ähnlich wie die FAZ schon seit Monaten ihre Presseschau irrtümlich »Stimmen der Anderen« überschreibt, obwohl meines Wissens nach der alten Rechtschreibung »die anderen« ausnahmslos klein geschrieben wird), ist schon längst auf die Kompromißschreibung umgeschwenkt, und der SPIEGEL, der im August 2004 zusammen mit Springer die Rückumstellung ankündigte, hat sie gleich ganz unterlassen - als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet (was Matthias Grimme von den SCHLAGZEILEN peinlich berührte, denn er haßt die Neuschreibung auch, wollte aber nicht allein dastehen).

Und was wird nun »aus dem Marterpfahl«? Sollen über unsere Seiten nun Wortmonster wie »Flussschifffahrtssaison« marschieren? (Das ist kein von Reformgegnern konstruiertes Beispiel, das Wort kommt des öfteren in der Autobiographie der lettischen Außenministerin Sandra Kalniete - »Mit Ballschuhen im Schnee« - vor, die ihre Kindheitsjahre erzwungenermaßen in Sibirien verbrachte, wo die Flussschifffahrtssaison bedeutend kürzer war als das monströse Wort in der Neuschreibung). Ich werd's wohl weiterhin so halten wie bislang. »Einheitlichkeit« - pah! Anfangs stellte ich »neue« Manuskripte von Hand auf »alt« um, später wurde mir das zu unbequem, und ich korrigierte sie selbst, so gut es ging, dabei ziemlich willkürlich vorgehend, oder gab sie gleich (noch besser) anderen Leuten zum Korrigieren. Autoren, die »alte« Manuskripte anliefern, bei denen laß ich's natürlich bei »alt«. Bei meinen selbstverfaßten Sachen werd ich wohl bis auf weiteres noch bei der alten Schreibung bleiben, auch bei Schreibweisen, die zuletzt noch nicht einmal mehr die FAZ anwandte (»Miß Longherd«, »Fitneßstudio«, »Shampoon« - sprich: /Shampoohn/, mit langem O wie in »Boot«, nicht mit U wie in »suhlen«). Bei letzterem Wort wird es am deutlichsten, warum ich das mache: Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie meine Mutter sich in den 80er Jahren immer aufregte, wenn in einer Fernsehreklame von /Shampuuuhh/ die Rede war statt von /Shampoohhn/. Ich seh das genauso: Ich kann keinen vernünftigen Grund für den Wandel erkennen und keinen Grund, weshalb die neue Wortform, die sich durchgesetzt hat, BESSER sein soll als die alte. Manchmal kann man einen solchen Grund erkennen, diesmal nicht. Also warum soll ich diesen Wandel mitmachen? »Das machen alle so!« ist für mich kein hinreichender Grund. (Auch wenn Sprache Konvention ist).

(Was mich ebenfalls erbost: »200 Reporter waren VOR ORT« statt »an Ort und Stelle« - befinden wir uns in einer Bergwerksreportage?
»x ist achtmal höher als y« - gemeint ist aber: »x ist achtmal so hoch wie y.« Der Komparativ gibt das Ausmaß der Vergrößerung an: »30 % höher« heißt: Auf das gleich 100 gesetzte ursprüngliche Maß werden noch 30 % obendrauf gepackt. »Achtmal höher« müßte eigentlich heißen: Auf das ursprüngliche Maß x wird noch mal das Achtfache obendrauf gepackt, so daß insgesamt der neunfache Wert des Ausgangswerts erreicht ist. Vollends absurd sind Formulierungen wie »x ist achtmal kleiner als y« - wenn man von einem Wert x das Achtfache abzieht, landet man bei einem Ergebnis weit unter Null. Gemeint ist vermutlich: »x ist nur ein Achtel so groß wie y.«
Permanent falsche Wortfolge im Weil-Satz: »Ich mach das gern so, weil - das ist so schön.« Wahrscheinlich wandelt sich hier das Deutsche bei der Wortfolge in Nebensätzen gerade von einer SOV(Subjekt-Objekt-Verb) zu einer SVO-Sprache, wie bereits jetzt in Hauptsätzen und wie fast alle modernen europäischen Sprachen, aber das führt hier zu weit ins Sprachwissenschaftliche.
Von Überflüssigkeiten wie »zeitgleich« - statt »gleichzeitig« - gar nicht zu reden ...)

So werd ich wohl weiterhin bei Selbstverfaßtem meinen alten Gewohnheiten frönen, sei es aus Trotz, sei es aus Faulheit, und mein momentanes (sich über die Jahre wandelndes) ästhetisches Empfinden wird darüber entscheiden, ob ich Schreibweisen wie »Telephon«, »Stewardeß«, »Busineß« oder »Stories« (so bei Rowohlt-Hemingway-Taschenbuchausgaben der 50er Jahre regelmäßig, und so ist's auch okay, um den knallharten amerikanischen Charakter solcher short stories zu betonen) noch weiter sehen mag oder nicht. Man wird sehen, wie sich das entwickelt. Ich hab diese alberne, überflüssige Reform nicht bestellt, also ignoriere ich sie weiterhin; wenn aber Milliarden von Lesern schimpfen und abspringen, überleg ich's mir vielleicht noch mal (widerstrebend, denn unter Zwang werd ich eher noch trotziger ;-)

Ansonsten wünsche ich eine schöne Adventszeit!

Im Schlafanzug durchs Weltall - im seidenen Morgenrock in den Nahkampf?

Wußten Sie schon, daß die Mannen in "Raumschiff Enterprise" Schlafanzüge trugen? Wenn man es weiß, sieht man es auch ... Wenn Schl...