27.6.15

Anarchie statt AfD

Nanu, bin ich beim falschen Auto? fragte ich mich heute morgen, als ich aus dem Lokal kam, in dem ich gefrühstückt hatte. Statt des blauen AfD-Aufklebers prangte auf der Hecktür meines Wagens nämlich ein grüner Aufkleber mit einem Anarchisten-A und dem Hinweis: »Wachstum und Technologie sind keine Lösung, sie sind das Problem.«
Nachdem ich den grünen Aufkleber abgelöst hatte, kam darunter wieder der blaue zum Vorschein. Doch auch die AfD erscheint mir immer weniger als Lösung und immer mehr als Problem. Ich hatte ja ernsthaft überlegt, ob ich zum Essener Mitgliederparteitag in der Grugahalle am ersten Juli-Wochenende gehen soll, um beim großen Hauen und Stechen für gemäßigte bürgerliche Kandidaten zu stimmen. 3000 Mitglieder sind schon jetzt angemeldet, das Ganze wird - wie immer - ein stressiges Riesenspektakel. Aber das Ganze würde mich vier Tage und um die 300 Euro kosten (mit An- und Abreise), und die AfD ist wohl eh nicht mehr zu retten. Die Piraten zerlegten sich von links, die AfD nun von rechts. Momentan liegen die Themen für AfD nur so auf der Straße (Grexit, Brexit ...), aber sie läßt sie weitgehend liegen und zerfleischt sich stattdessen selbst - notgedrungen, denn man kann ja den rechten Durchmarsch nicht so einfach sang- und klanglos geschehen lassen. Wenn aber selbst der unverdrossen optimistische, liberale Ex-NRW-Vorsitzende Dilger meint, nach Essen »fängt die Arbeit erst an«, nämlich das Rausgraulen der Rechten aus der Partei nach einem - hoffentlichen - Erfolg Luckes und der Gemäßigten, dann hab ich keine Lust mehr - und das Wahlvolk auch nicht; das möchte nämlich eine klare Linie und Lösungen statt Gezänk und goutiert innerparteilichen Dauerstreit nicht. Auch täuscht sich Dilger: Nicht die Gemäßigten werden die Rechten rausgraulen, die Gemäßigten werden resignieren und verschwinden, sofern sie es nicht bereits sind, und die Rechten werden sich wahrscheinlich lautstark breitmachen und durchsetzen und dann der AfD das Schicksal der Republikaner bescheren: Ab in den Mülleimer der Geschichte! Schade eigentlich - eine Chance vertan :-(

16.6.15

Gedenken - erwünscht und unerwünscht

Was im  heutigen Rußland nicht mehr gezeigt werden darf:


Ein Thriller in der GULag-, Unterdrückungs-, Hunger- und Bespitzelungswelt der UdSSR der 30er Jahre. »Kind 44« heißt er. »Der beklemmende Realismus ist es, was den Kulturminister Russlands bewogen hat, den Film als ›untragbar‹ zu bezeichnen und die Aufführung in Russland zu untersagen. Ein Grund mehr, ihn sich anzuschauen«, schreibt Vera Lengsfeld hier.

2 1/2 Euro für den Sieg

800 Jahre ist die englische Magna Charta libertatum jetzt alt, einer der ersten Schritte hin zum westlich-demokratisch-liberalen Rechts- und Verfassungsstaat, in dem aus Untertanen Bürger wurden, und 200 Jahre ist die Schlacht von Waterloo her, die dem Tyrannen Europas, Napoleon, endgültig das Genick brach und die versklavten Völker von diesem Alpdruck erlöste. Doch in Frankreich wird der Tyrann immer noch viel zu freundlich gesehen, und so protestierte Frankreich, als Belgien eine Euromünze zum Gedenken der Schlacht von Waterloo prägen wollte. Belgiens Ausweg?: Eine 2 1/2-Euro-Gedenkmünze. Die WELT berichtet. (Nebenbei: Warum hat Deutschland eigentlich keine Gedenkmünze zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig geprägt? Oder hat es das, und ich hab´s nicht mitbekommen?)   

13.6.15

Wer bezahlt die Dachspitze vom Berliner Schloß?

Ich vielleicht. Zusehends schließt sich die alte Wunde im Berliner Stadtbild, näheres dazu hier. Ich war einst gegen den Wiederaufbau des Schlosses - schließlich war auch »Erichs Lampenladen« ein Stück Geschichte, wenn auch kein besonders tolles, und wenn rings um den einstigen »Palazzo Prozzo« nur moderne Gebäude stünden, ergäbe der Wiederaufbau des Schlosses in der Tat keinen Sinn, es stünde isoliert inmitten der modernen Bauten - da aber die DDR in ihrer späten Preußenbegeisterung ringsum lauter alte Gebäude »rekonstruiert« hat, von denen auch oft kaum ein Stein mehr stand, wäre nunmehr der Palast der Republik ein moderner Fremdkörper - gut, daß er jetzt dem wiederaufgebauten Schloß weicht!

Ich werde noch einen bescheidenen Zehner für dessen Vollendung spenden -  wer meinem Beispiel folgen will, kann das hier tun.

150 Euro für einen Papierkorb - das Elend des Automarkts (AKTUALISIERUNG: auch ein Peugeot-Haus macht dicht)

Die Lokalzeitung überrascht  heute durch die Titelmeldung, ein großes Tübinger Renault-Dacia-Autohaus - dasselbe, bei dem ich meinen Dacia Logan gekauft habe und bisher warten ließ - werde zum 1.2.2016 die Pforten schließen. Grund ist derselbe, der auch schon anderen Autohäusern zum Verhängnis wurde: Die Autofirmen machen ihren Vertragshändlern detailverliebte Vorschriften, die aus jedem Autohaus einen millionenteuren, durchdesignten Autotempel machen sollen - inklusive Designer-Papierkörben für 150 Euro das Stück. Immer mehr Autohändler wollen diese ruinösen Auflagen nicht mehr mitmachen und geben auf.

Kein Wunder, daß auch die Autos immer teurer werden, wenn die Hersteller daraus Luxus-Ikonen machen statt zuverlässige Alltags-Gebrauchsgegenstände. Diskussionen über dieses Thema verlaufen immer gleich: Viele zucken mit den Achseln und sagen: »Klar kosten Autos heute viel mehr als früher, sie bieten aber auch mehr, und unsere Einkommen sind ja auch gestiegen.« Stimmt leider vorne und hinten nicht. Soeben las ich - neben dem Renault-Autohaus-Löffler-Bericht vom SCHWÄBISCHEN TAGBLATT - in einer AUTO, MOTOR UND SPORT einen Report »Ist neu zu teuer?«. Von 1994 bis 2014 seien die Löhne um 33 % gestiegen, die Preise von Neuwagen aber um 60 %, die Unterhaltskosten gar bis zu 130 %. Auch die höheren Rabatte änderten nichts wesentliches daran, daß die Autokosten der Einkommensentwicklung davongelaufen seien. Daher sei es nur natürlich, daß immer mehr einstige Neuwagenkäufer jetzt nur noch Gebrauchtwagen kauften und der Anteil der Privatkäufer unter den Neuwagenkäufern immer mehr abnehme. Die Krise von 2009, in der der Steuerzahler die Autoindustrie durch die Abwrackprämie rettete, sei ein Warnschuß gewesen, aber jetzt mache die Autoindustrie so weiter wie zuvor: Die Preise galoppierten den Löhnen davon.

AKTUALISIERUNG: Wie ich erst später erfuhr, hat in der gleichen Woche wie das Renault-Autohaus auch ein Tübinger Peugeot-Autohaus dichtgemacht - aus demselben Grund.

10.6.15

Stepford, Bodensee und auch sonst


»Die Frauen von Stepford« (1975)

... kann man hier als kompletten Film anschauen - die Originalversion von 1975, nicht die etwas mißratene von 2004. Viel Vergnügen! :-)


Was Asylbewerber uns Steuerzahler kosten ...

... nämlich bei einer halben Million Menschen, die abgelehnt sind, aber nicht abgeschoben werden, durchaus einen Betrag von über einer Milliarde Euro, das kann man hier nachlesen, und als kleiner, amüsanter Nachtrag dazu noch das hier.

Leinen (wieder) los fürs Bodensee-Bumsboot!

Eine Zeitlang sah's ja danach aus, als würden spießige Politiker das Bodensee-Bumsboot dauerhaft an die Leine legen, jetzt legt es doch wieder ab - mit kleinen Änderungen (ein bißchen mehr Boot, ein bißchen weniger Bums): Näheres hier.

8.6.15

Bargeld contra GEZ

Alle Jahre wieder - nein, alle drei Monate wieder ärgert mich die Abbuchung von der GEZ, nicht weil ich generell etwas gegen öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe, sondern weil ich ihn für  total überdimensioniert halte. Eine Handvoll öffentlich-rechtlicher Fernseh- und Radiokanäle (statt annähernd 100) würde doch vollauf genügen, und 2 statt beinahe 20 Euro Monatsbeitrag täten's auch. Aber wie soll man sich wehren gegen die GEZ, wenn die einem bei Beitragsboykott sofort Drohbriefe schicken? Vielleicht mit dem Bargeldtrick, über den hier der FOCUS und hier der Blog von Norbert Häring berichten ...

Neues Blogdesign

Hallo Freunde - tut mir leid, daß ich schon wieder damit ankomme. Andere lassen ihr Blogdesign 20 Jahre lang gleich. Hätt' ich vielleich...