Warum Bücher so teuer sein müssen, wie sie sind

Manche Dinge muß man offenbar tausendmal sagen, und selbst dann fragt irgend jemand zum 1001. Mal: »Warum muß das so sein?«

Die Preise von Büchern zum Beispiel. Schon in den 80er Jahren sah sich der Haffmans Verlag genötigt, seine etwas höheren Buchpreise zu rechtfertigen, u. a. mit guter Qualität, höheren Autorenhonoraren und vor allem mit dem Argument: »Wem gute Literatur am Herzen liegt, wer kleine Auflagen wieder ertragreich möglich machen will, der muß höhere Preise zu zahlen bereit sein.« Sind aber offenbar viele nicht. Schon mancher hat beim Anblick meiner Bücher gemeint, für sieben oder acht Euro würde er den Roman schon mitnehmen, nur eben nicht für 17 oder 18 Euro.

Das ist Wasser auf die Mühlen mancher Autoren, die ähnliches fordern. Einer zog neulich ein Manuskript zurück, weil es ihm a) zu lang bis zur Veröffentlichung dauerte und weil b) »meine Hochpreispolitik die Auflagenhöhen ruiniere« - oder so ähnlich. Tja, vielleicht sollte ich so handeln wie jener Unternehmer, der von sich sagte: »Zwar mache ich bei jedem Stück ein bißchen Verlust, aber die Menge macht's!« Genau - die Menge macht aus dem kleinen Verlust die Riesenpleite ...

Und so schrieb ich dem erwähnten Autor etwa folgendes:
»Noch mal das Rechenexempel: 18,- Euro Ladenpreis bei einem 200-Seiten-Buch. 80 bis 90 % aller Verkäufe gehen über Großhändler, die 50 % Rabatt und portofreie Lieferung wollen, da bleiben dann ca. 8,50 € beim Verlag hängen, minus (je nach Druckerei und Auflagenhöhe) 2 bis 3 € Druckkosten, so bleiben ca. 6 €; davon geht durchschnittlich 1,50 € Autorenhonorar ab, so bleiben mir 4,50 €. Davon zahle ich Titelbild und grafische Gestaltung des Covers (so um die 500 € pro Titel), den Lohn meines Teilzeit-Angestellten mitsamt Lohnnebenkosten, PC, Drucker, Künstlersozialkasse, IHK, Gewerbesteuer, x andere ›Gebühren‹« - ja, und leben muß ich auch noch davon.«

Aktuell fordert wieder ein Autor, ich solle doch seinen (sehr guten!) 200-Seiten-Roman für 8 € anbieten statt für 18 € (das war der Anlaß für dieses Posting), und empfiehlt mir dabei eine Druckerei, die ich vor ca. zwölf Jahren u. a. deswegen verlassen habe, weil sie zu teuer war. Angeblich könne sie jetzt durch neue technische Verfahren billiger anbieten; ich solle mir das doch mal anschauen. Gesagt, getan: Diese Druckerei empfiehlt mir tatsächlich für einen 200-Seiten-Roman einen Verkaufspreis von 7,99 €. Dabei bliebe mir - das heißt wohl: dem Autor und mir - eine stolze Verdienstspanne von 1,01 €. Na, Mahlzeit - wo geht's doch gleich zur Armenspeisung?

Die Druckkosten lägen bei 200er Auflage bei stolzen 4,34 € pro Buch - völlig indiskutabel. Da bleibe ich doch lieber bei meinen beiden polnischen Druckereien, die bei 500er Auflage pro Stück knapp 2 € berechnen. Ferner gibt's noch eine ähnlich günstige dänische Druckerei; daß die das bei den hohen dänischen Lohnkosten und Steuern schafft, zeigt, daß sie wirklich innovativ ist.

Und das Ebook? Da spare ich die Druck- und Versandkosten - sonst nichts. Ich kann den erwähnten 200-Seiten-Roman also für ca. 15 € anbieten, billiger nicht. Zum Billigpreis von vielleicht 5 € kann ich nur die alten Titel anbieten, die ihr Geld schon eingespielt haben, sozusagen eine Ramschausgabe auf deren alte Tage. - Gerade eben kam eine aufgeregte Email von meinem Ebook-Produzenten rein: Seine Majestät Amazon wollen ganz fix und am besten vorgestern das Einverständnis aller Verlage zum billigen Flatrate-Verkauf der von ihnen angebotenen Ebook-Titel. Was das für die Verlage und Autoren und für ihre Gewinnspannen bedeutet, weiß ich noch nicht genau, aber ich schätze mal: nichts Gutes ...

Märkte sind keine Veranstaltungen zur Erstattung von Kosten, das ist wohl wahr. Was mache ich, wenn die werte Kundschaft nimmer bereit ist, einen kostendeckenden Preis zu zahlen? Dann muß ich mir wohl oder übel einen anderen Job suchen. Aber bis dahin bleiben die Preise so, wie sie sind und wie sie auch sein müssen. Punkt.           

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