27.2.13

SZ: Absolute Sklaverei vor absolut großartiger Kulisse

»Ein hocherotisches Werk mit ausdrucksstarken Szenen vor dem Hintergrund einer atemberaubenden Kulisse«, nämlich den Felsenbergen bei Málaga: So beschreibt die »Sklavenzentrale« den Roman »Das Geheimnis der Sklavin«.

SZ: Showhypnose und willenlose Sklavinnen

Über Kopfkino der wüstesten Art in Arne Hoffmanns »Hörig und ausgeliefert« berichtet ausführlich die »Sklavenzentrale«.

Würdigung von »Kerker, Ketten, Karibik«

Ausführlich und lobend widmet sich die SKLAVENZENTRALE unserem Roman »Marie-Charlotte - Kerker, Ketten und Karibik.

SM im Deutschlandfunk

Also gut, einer geht noch - bevor ich hier mal ein paar Wochen lang den Mund halte:

Der Deutschlandfunk befaßte sich unter der Überschrift »Ausweitung der Schmerzgrenze«  mit SM und der SM-Szene. U. a. Matthias Grimme und Kathrin Passig kamen zu Wort.

Ausgezwitschert

»Twitter ist für mich gestorben [...]. Das Gezwitscher bringt nichts: Es kostet Zeit und Nerven, steigert aber kaum die Wirkung in der Öffentlichkeit.« Zu dieser Erkenntnis kam Christopher Lauer, einer der Oberpiraten, unlängst in der FAZ. Eine Stunde täglich gehe drauf (in fünf Jahren summiert sich das zu rund 1800 Stunden, mehr als der Jahresarbeitszeit eines Arbeitnehmers), täglich werde er dumm angelabert oder beleidigt, müsse andere Teilnehmer blocken, um wenigstens etwas Ruhe zu haben ...
Was Lauer über Twitter sagt, gilt ähnlich für andere »soziale Medien«. Viel Blabla um nichts. Facebook etwa scheint nur was zu bringen, wenn man dort andauernd vor neuen Aktivitäten wuselt. Der Marterpfahl-Eintrag dortselbst aber ist nur eine Art Plakat, das sich nie ändert, so nach dem Motto: »Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See.« Ob wenigstens die Verkäufe weihnachtlich »glänzen«, weiß ich nicht - sie laufen z. Z. recht gut, aber ob das am Facebook-Eintrag liegt?
Auch das ganze Geblubber in den Blogs - einschließlich diesem hier - bringt wahrscheinlich nicht viel. Die Blogger - und auch ich - sind ja meist Leute, die sich gegenseitig die Zeitung vorlesen; interessant ist nur ihre Interpretation der Dinge - manchmal. Die Blogger sind sozusagen die Schaumkrone auf dem Pils der von herkömmlichen, bezahlten Journalisten recherchierten Nachrichten in den Bezahl-Medien, sie können sie nicht ersetzen.
Hätte mir jeder Blogbesucher gestern für meine Arbeit einen Groschen spendiert, hätte ich mir davon abends eine Pizza und ein Bier beim Italiener um die Ecke genehmigen können - ach verflixt, geht ja gar nicht mehr, er hat ja neuerdings zu. Na, dann eben gut einen Kilometer weiter in die Sportgaststätte »Picknick« in Dußlingen zu Wurstsalat und Pils ...
Um die Schlußfolgerungen aus dem Gesagten zu ziehen: Nachdem ich mich jetzt noch mal so richtig ... äh ... ausgesprochen habe, wird wohl bis Ostern etwa nichts mehr folgen - eine Neuerscheinung ausgenommen!

26.2.13

Die andere Seite von Amazon

Der »Leiharbeiter-Skandal« hat unlängst die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht, wie es bei Amazon so zugeht. Für die Kunden hat Amazon eine aufmerksame und dienstwillige Seite, da ist Amazon voll okay, für die Mitarbeiter sieht es offensichtlich schon nicht mehr ganz so toll aus - und für die Zulieferer (wie den MARTERPFAHL VERLAG) auch nicht.
Seit Jahren schon ärgere ich mich darüber, daß es bei Amazon keine vernünftigen Ansprechpartner gibt - für Kunden ja, aber nicht für Lieferanten. Das Impressum ist nichtssagend und verrät nur, daß die Website in Luxemburg erstellt und gehostet ist und das Unternehmen dort ansässig ist (aus Steuergründen natürlich). Dabei ist die Auslieferung für Deutschland natürlich in Deutschland, im zentral gelegenen Bad Hersfeld, dem Kurort mit dem riesigen Gewerbepark, gleich beim Buchgroßhändler Libri um die Ecke - der hat seinen Sitz zwar an sich in Hamburg, sein Auslieferungslager aber ebenfalls in Bad Hersfeld. Somit müßte eigentlich auch die deutsche Impressumpflicht für Amazon bestehen, aber bei einem Großunternehmen drückt man offensichtlich sämtliche Hühneraugen zu.
Seit 2002 kann ich Amazon nicht mehr direkt zu 35 % Rabatt beliefern, sondern liefere mit 50 % an Libri (oder KNV), und diese Buchgrossisten leiten die Bücher dann mit ich-weiß-nicht-wieviel Prozent Rabatt an Amazon weiter. Schön blöd - das Geld für die Grossisten hätte sich Amazon sparen können - und ich auch. Diese 15 % hätten wir uns teilen können.
Seit Jahren schon fummelt Amazon an seiner Software rum - z. B. als mein Titel »Sex für Fortgeschrittene« im Frühsommer 2007 bei Amazon.de auf Platz 6 der Bestsellerliste stand - und plötzlich von dieser verschwand. Über die Suchfunktion war er nach wie vor zu finden - und da stand dann nach einigen Tagen zum Beispiel, »Sex für Fortgeschrittene« habe den Verkaufsrang 62 - aber auf Platz 62 der Bestsellerliste befand sich ein anderer Titel eines anderen Verlages. Auf Beschwerden reagierte Amazon ... nun ja: zurückhaltend ... Ihre Software sei ihr Geschäftsgeheimnis, die gehe andere nichts an. Das ging so lange, bis der Titel aus den »top 100« herausgerutscht war - und monatelang nicht mehr hochkam. Im ersten Halbjahr 2007 hatte ich 20.000 verkauft, im zweiten 26, ein Berg Remissionen, über 1000 Stück - solche Folgen hat das Software-Rumgefummel bei Amazon.de.
Im April 2008 erlitt Amazon einen Datenverlust, dem einige Titel bei mir zum Opfer fielen - gottlob ältere Titel, die schon vorher keine Bestseller waren und sich auch ohne Amazon fast ebenso wie vorher verkauften.
In den folgenden Jahren kam es gelegentlich vor, daß Titel mal kurz von Amazon verschwanden oder fehlerhaft gelistet waren. Da Autoren oft auf ihren Amazon-Eintrag starren wie das Kaninchen auf die Schlange, wurden sie rasch nervös. Ich daraufhin: »Machen Sie sich keine Sorgen, das renkt sich wahrscheinlich innerhalb von wenigen Tagen wieder ein - falls nicht, kann man sich danach immer noch aufregen.« Ein Agent eines Autors zieh mich daraufhin der Gefühllosigkeit und meinte: »Wenn da was nicht stimmt, dann ruft man da an!« Gern - aber wo nur? Wo findet man eine Telefonnummer eines kompetenten Mitarbeiters? Die kann man bestenfalls auf Umwegen ermitteln ...
Vor einem Jahr noch konnte ich Zusatzinformationen zu Buchtiteln (Klappentexte, Rezensionen) noch unkompliziert über ein Online-Formular auf der Amazon-Website eingeben. Das geht jetzt nicht mehr. Amazon möchte alle Verlage in sein sogenanntes »Advantage-Programm« hineinzwingen - das in Wirklichkeit ein Disadvantage-(=Nachteils-)Programm ist. Den kümmerlichen Vorteil, daß die eigenen Titel immer auf »lieferbar« gestellt sind, erkauft man mit einem Effektivrabatt von 55 % - 50 %, der gesetzliche Höchstsatz, plus 5 % »Lagerhaltungsgebühren« oder dergleichen. Bei einem alten Kunden wie mir, so ließ eine Managerin wissen, sei man schon bereit, auf 50 % insgesamt herunterzugehen - aber nur wenn ich alle Titel in einer mit Amazon verbandelten Print-on-Demand-Druckerei drucken ließe - und die ist locker doppelt so teuer wie andere Druckereien ...
So müssen meine Titel leider vorerst ohne Zusatztexte auskommen ...  
Grafik des »ausgestiegenen« VAT-Verlags - ob auf ihn auch zutrifft, was Franz-Josef Strauß über diejenigen sagte, die wegen irgendeiner Äußerung eines Redners empört aus dem Parlament auszogen?: »Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen!«

Hier das Börsenblatt zum Ausstieg des VAT-Verlags, hier dasselbe auf der VAT-Website. Zitate daraus: »50 % Rabatt, zzgl. 5 % Lagermiete, zzgl. Alleintragung aller Portokosten, zzgl. Jahresmitgliedsgebühr, zzgl. nahezu jedesmal für mich nicht nachvollziehbare zusätzliche Abzüge bei den verbleibenden Summen. De facto dürfte sich allein hieraus ein »Rabatt« zu Ihren Gunsten von über 65 % ergeben. Von den verbleibenden 35 % [...] soll ich den Druck und die Autoren bezahlen? [...] Das alles vor dem Hintergrund, dass wir selbst die monatliche Rechnung mühsam ausstellen und zusenden müssen. Schon geringste Fehler in dieser wurden von Ihrer Rechnungsabteilung als Vorwand benutzt, wiederum erst etliche Wochen später auszuzahlen, obwohl Sie sowieso schon sehr spät auszahlen. Wir müssen alle unsere Produkte in Ihrem Warenwirtschaftssystem selbst einpflegen, Fehler werden nur mit extremer Zeitverzögerung korrigiert und dann meist wiederum falsch. Sie senden Bücher ohne Lieferschein und Begründung zurück – und bestellen oftmals am selben Tag dieselben Bücher erneut, was vollkommen unnötigen Portoaufwand bedeutet. Ihre Mitarbeiter am Telefon wechseln ständig, sind oft des Deutschen kaum mächtig, reden in Standardformeln und lösen die Probleme, die üblicherweise Sie verursacht haben, in der Mehrzahl der Fälle nicht. Seit 2008 habe ich Sie immer wieder auf diesen Wahnsinn aufmerksam gemacht [...] Es hat sich nichts geändert.«
Hier das Adieu von Verleger Christopher Schroer: »Seit Jahren ist es uns als Verlag ein Dorn im Auge, dass Sie an kleine Zulieferer wie uns überzogene Rabattforderungen von 55% stellen. Nein, es muss ja, um mit dem Buchpreisbindungsgesetz konform zu sein, heißen: 50% Rabatt plus 5% Lagerkosten. [...] Auch haben wir akzeptiert, dass Sie mit luftigen Buchungstricks bei der Umsatzsteuer Ihren Gewinn maximieren; dass Sie von kleinen Zulieferern verlangen, Rechnungen zu stellen, die dann ins EU-Ausland versandt werden müssen; dass Sie sich vertraglich einen unglaublichen Skontorahmen einräumen lassen. Dass neue, frisch angelieferte Titel in Ihrem eigenen ›Marketplace‹-Anbieterkonto als Mängelexemplare auftauchen. [...] Dass Sie Ihre Marktmacht gegenüber Ihren ›Partnern‹ rigoros ausnutzen, sollte wohl jedem klar sein: Lebendig erinnern wir uns an Ihre Aktion gegenüber den ›Independent Publishers‹ in Ihrem Heimatland, wo Sie neue Konditionen diktierten. Wer nicht mitzog, der wurde einfach ausgelistet, dessen Bücher waren urplötzlich nicht mehr verfügbar. Aber das haben wir hingenommen, zwar nicht ganz freiwillig, denn will ein Kleinverlag von Endkunden wahrgenommen werden, ist es zwangsläufig verpflichtend, bei Ihnen gelistet zu sein. Amazon macht sichtbar [...] oder: Was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends.
Wirtschaftlich trägt sich Ihr Geschäftsmodell für uns nicht. Hat es im übrigens noch nie. Zu überzogen sind Ihre Forderungen, wir fühlen uns [...] als Bittsteller, der bitte, bitte, bitte seine Bücher über Ihre Plattform vertreiben darf, und zwar zu Konditionen und Verträgen, die Sie diktieren.« Dazu auch das Magazin handel.de.
Hier die FAZ zur Kritikwelle, auch aus der Sicht einer Leserin, deren sämtliche Ebooks nach Kündigung ihres Amazon-Kontos von ihrem Kindle verschwunden waren - sie hatte in den AGB überlesen, daß sie nur die Nutzungsrechte erworben hatte und nicht etwa das Eigentum an den Büchern ...
Ein großer Verlag wie Diogenes verließ 2006 Amazon - und einigte sich dann doch hinter den Kulissen wieder mit dem Verkaufsriesen. Wer weiß, welches Schicksal den ausgestiegenen Kleinverlagen blüht ...

Resignierter Gehorsam: Das Elend des Mainstream-Journalismus

Ja, es hatte vornehmlich finanzielle Gründe, daß ich 2011 (als ich schlecht verdiente) zum Jahresende das FAZ-Abonnement kündigte, schließlich kostet es über 500 Euro jährlich. Aber wenn ich sie heute - leihweise - lese, sehe ich auch immer mehr inhaltliche Gründe, ihr skeptisch gegenüberzustehen und meine Kündigung nicht zu bereuen. Mein Skeptizismus geht dabei nicht so weit wie der eines rechtskonservativen Verlegers, geht aber prinzipiell in dieselbe Richtung. Was in der Politik die CDU ist, ist in der Publizistik die FAZ: Sie macht mit Verzögerung das nach, was die anderen schon vorgemacht haben, ist also nichts Originelles, Eigenständiges mehr, steht nicht mehr für eine eigene Linie, sondern allenfalls für Rückzugsgefechte, für zögernden Nachvollzug all dessen, was der Mainstream schon übernommen hat - und wird dafür von beiden Seiten verachtet: Von links heißt es: »Na endlich - hat mal wieder Jahre gedauert, bis die auch endlich Vernunft angenommen haben!« Von konservativer Seite zieht man sich nach etwas Schimpfen einfach zurück, weil die FAZ nimmer den Mut zu einer eigenständigen konservativen Linie hat. Ich meine damit gar nicht so sehr Formalien wie den Bilderverzicht auf der ersten Seite oder die Übernahme der neuen Rechtschreibung, sondern auch Inhaltliches. Ein Beispiel:
Runter mit den Stromkosten!
»Der Strompreis steigt und steigt. Die Politik weiß keinen Rat«, heißt es da. Stimmt doch gar nicht. »Die Politik« weiß genauso wie der halbwegs informierte Mann auf der Straße, was zu tun wäre, um die Stromkosten sinken zu lassen: Verzicht auf die Energiewende, den teuren alternativen Stromquellen das Nischendasein zuweisen, das sie verdienen (Windkraft nur für windgepeitschte Inseln, Solarzellen nur fürs sonnige Südeuropa - dann können die sich etwas Geld verdienen -, Biogas nur für sowieso anfallende Abfälle wie z. B. Gülle und nicht zur mutwilligen Vermaisung halb Deutschlands), die stillgelegten Atomkraftwerke wieder ans Netz nehmen und so lange betreiben, bis sie nach 50 Betriebsjahren oder so altershalber vom Netz gehen müssen, Fracking erlauben zur Hebung der Schiefergasvorkommen unter Deutschland. Das war's - jeder weiß, daß man damit die Energiekosten günstig halten könnte; es fehlt nur der politische Wille, so zu handeln. Bei der FAZ, die sich konservativ, manchmal auch liberal schimpft, fehlt mittlerweile offenbar sogar der Wille, das offen auszusprechen und zu fordern, so groß ist offenbar die Furcht, etwas zu schreiben, was vom (deutschen) Mainstream abweicht. Dazu muß man mittlerweile schon die JUNGE FREIHEIT lesen.
Stattdessen übt man sich im resignierten Kuschen. Empfehlungen werden gegeben fürs private Stromsparen, nicht für die Energiepolitik. Besonders einer der Energiespartips stieß mir sauer auf: In die Dusche solle man einen Perlator einbauen - eins von diesen fiesen Dingern, die auf Geheiß der Brüsseler Bürokraten den Durchfluß, ganz sicher aber den Spaß unter der Dusche empfindlich reduzieren sollen, indem sie mehr Luft als Wasser versprühen, mehr die Illusion einer Dusche vermitteln als eine Dusche. Schon 2010 wünschte ich, den Eurokraten deshalb mit der »Riesen-Tropendusche« tüchtig den Kopf zu waschen. Zwischenzeitlich schienen die Eurokratenpläne zum »Öko-Design der Duschköpfe« wieder eingeschlafen zu sein, aber die Eurokratie ist zäh, sie bleibt am Ball, und anscheinend wird's doch allmählich ernst mit diesen miesen Plänen, so las ich es neulich online in der WELT. »Wie ich die EU hasse!« lautete der oberste Leserkommentar, den ich auch so formuliert hätte. Genauso hassenswert ist dieser schlaffe Mainstream-Journalismus, der nicht wider den Stachel EUdSSR löckt, sondern sich resigniert-»alternativlos« gibt wie dieser Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung: »Tatsächlich ist der Wasserverbrauch bisher noch nicht EU-weit reguliert« - welch schlimme Lücke zwischen Gurkenkrümmungsrichtlinie und Glühbirnenverbot! »Nur noch aus besonders sparsamen Duschköpfen und Wasserhähnen soll künftig zwischen Lissabon und Helsinki Wasser fließen.« Dabei ist in Helgoland, Helsingör und Helsinki Wassersparen gar nicht nötig, im Gegenteil, Wasserwerker beklagen sich, daß sie immer öfter die Abwässerkanäle mit Frischwasser durchspülen müßten, weil aufgrund der Wassersparerei eine immer dickere Brühe immer träger durch die Kanäle fließe ...
Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel - und gib deutschen Mainstream-Journalisten und erst recht deutschen Politikern den Mumm, gegen Brüssel aufzumucken!

NACHTRAG:
»Hörstel: ›Also, eine Tatsache im öffentlich-rechtlichen System, und inzwischen auch in unseren Mainstreammedien, ist nur das, was vom Kanzleramt gewünscht ist, vom Chefredakteur befohlen wird und was auf der Linie Washingtons liegt. Wir sind im Prinzip medienmäßig längst ein Sowjetsystem geworden.‹«
Näheres auf eigentümlich frei.

Neues aus der europäischen Gummizelle

Nachdem Gérard Depardieu nun die russische Staatsangehörigkeit angenommen hat, läßt er keine Gelegenheit aus, seine Liebe zu Rußland, seinem neuen Vaterland, zu bekunden. Zunächst einmal mußte er als frischgebackener Russe natürlich seinen Wohnsitz in Rußland nehmen. Und wo tat er das - in Moskau, in Petersburg etwa? I wo - in der tiefsten Provinz: in einer Plattenbauwohnung in Saransk, einer Stadt in Mordwinien. (Die Mordwinen sind ein Völkchen mit einer finno-ugrischen, also locker dem Finnischen und Ungarischen verwandten Sprache gut 1000 km östlich von Moskau.) Er werde dort sicherlich nicht wirklich wohnen, sein offizieller Wohnsitz sei lediglich eine sog. »Gummiwohnung«, d. h. eine Wohnung, in der (ähnlich den Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen) Dutzende von Menschen gemeldet seien, ohne dort wirklich zu wohnen, auf daß die nach wie vor strengen russischen Meldegesetze eingehalten und den amtlichen Organen kein Vorwand gegeben werde, jemanden etwa wegen Landstreicherei festzunehmen ...
Näheres hier: Depardieu zieht in mordwinische Gummiwohnung (die Adresse lautet übrigens »Straße der Demokratie 1«, und Eigentümer der Wohnung ist der Chef des sowjet..., äh, russischen Filmarchivs).
Wie gut sich Depardieu ins autoritäre russische Klima eingelebt hat, zeigen seine jüngsten Äußerungen über den brutalen Machthaber Tschetscheniens von Moskaus Gnaden, Kadyrow, über den es im SPIEGEL hieß:
»Er lädt schon mal Actionheld Jean-Claude Van Damme oder Oscar-Preisträgerin Hillary Swank zu seinem Geburtstag ein. Letzterer war es hinterher ganz doll peinlich, als sie erfuhr, dass sie einen Diktator besucht hatte, dem Menschenrechtsorganisationen seit Jahren schlimmste Verstöße vorwerfen. [...] Gérard Depardieu ist das offenbar ziemlich egal. Ohne lästige Gewissensbisse im Gepäck besuchte er Kadyrow am Wochenende. Der Präsident persönlich holte ihn am Flughafen ab und gab zu seinen Ehren ein Festessen. ›Mir gefällt Tschetschenien sehr gut. Hier leben offene, warmherzige Leute‹, sagte Depardieu« - und zwar hier.
Sollte D. sich jetzt in seiner »Gummiwohnung« in die Ecke stellen und wortlos schämen?
Verrückter als Depardieu ist Berlusconi allerdings auch nicht, der Poltergeist aus Europas Süden, der einfach keine Ruhe geben will - je oller, um so doller. Soeben hat er die Wahlen in Italien halb gewonnen und halb verloren, d. h. er und Bersani können und werden sich gegenseitig blockieren. Schizophrenie in Italien sozusagen. Das könnte uns in Deutschland egal sein, ebenso wie uns griechische, zyprische, spanische usw. Kalamitäten - abgesehen von der pflichtgemäß diplomatisch zu bekundenden Besorgnis - egal sein könnten, hätten wir uns nur nicht dummerweise per Währungsunion auf Gedeih und Verderb an diese Länder gekettet, und wenn sie untergehen, ziehen sie uns mit unter Wasser.
Sozialdemokraten wie Martin Schulz (EU-Parlamentschef) und Steinbrück haben schon - ähnlich schizophren - verkündet, man solle Europa nicht kaputtsparen, sondern es bedürfe einer Mischung aus Sparsamkeit und Wachstumsförderung: Gasgeben und Bremsen zugleich. Schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme. Lösung der Schuldenkrise durch Auftürmen noch höherer Schuldenberge.
Doch anstatt Beppe Grillos Forderung, Italien solle aus dem Euro austreten, freudig anzunehmen, wird Angela Merkel wahrscheinlich wieder auf Teufel komm raus den Euro verteidigen wollen, »koste es, was es wolle« - also viel zu viel. Wann werden die Südeuropäer endlich merken, daß sie ohne den Euro besser fahren würden als mit ihm? Eine eigene Währung könnten sie abwerten und inflationieren, wie sie wollen - und Deutschland, Holland, Finnland etc. wären endlich eine gefährliche Last los. Aber auf eine solche Einsicht zu hoffen ist wohl zu viel verlangt im Tollhaus Europa.

»Trübster Winter seit 43 Jahren«

Da haben wir's wieder: Nichts ist es mit dem gemütlichen Klimawandel! - Für die Meteorologen dauert der Winter vom 1. Dezember bis zum 28. Februar. Übermorgen wird also abgerechnet - und die Bilanz sieht trübe aus: Normal sind 160 Sonnenstunden in den drei Wintermonaten, ermittelt seit 1951, dieses Jahr droht der Tiefstwert von 1970 (104 Stunden) noch unterschritten zu werden. Trübe Aussichten!
(Kalt ist es übrigens auch in Spanien, wohin ich eigentlich im Januar reisen wollte: Leichte Nachtfröste in Santiago de Compostela - da erzittern die Palmen! -, Schneeregen tagsüber und nachts minus 5 Grad in Pamplona ... Auch in Portugal, so ein Kommentator des oben verlinkten Artikels, sei es außergewöhnlich kalt, aber wenigstens sonnig, und schon erblühten die ersten Obstbäume ... hach ja *seufz* - hoffen wir, daß der Winterblues bald ein Ende hat ;-)

NACHTRAG: Hier noch einmal ein Artikel, der enthüllt, wie ratlos die Meteorologen und Klimatologen doch im Grunde sind.

24.2.13

Kneipensterben III: Der »Löwe« hat ausgebrüllt

Ursprünglich war es der Löwe, dann ein paar Jahre lang »der lustige Löwe«; da saß dann schon ein griechischer Pächter drauf auf dem alten Traditionslokal 500 Meter von meinem Haus entfernt. Dann kam ein Italiener, der neue Name »Capannina« und die gute Lasagne und Pizza, auch wenn man fortan aufs Faßbier verzichten mußte.
Schon letzte Woche allerdings wunderte ich mich, als um 20.30 Uhr alles zu war und innen nur ein schwaches Lichtlein glomm. Gut, wenn keiner kam, machte er früh zu, aber sooo früh ...?
Heute hingegen gab es keinen Zweifel mehr: Alle Rolläden runter, alles verrammelt. Daß das Haus zum Verkauf stand, war zwar nichts Neues, aber man hofft eben doch bis zuletzt, daß der Kneipenbetrieb trotzdem weitergeht. Tut er aber nicht.
Ich glaube, mich tritt ein Pferd!
Der italienische Wirt sei krank, erfuhr ich im »Nehrener Hof«, der früheren Bahnhofsgaststätte, der jetzt letzten Nehrener Gaststätte (vielleicht abgesehen von ein oder zwei unregelmäßig geöffneten Vereinsheimen). Krank ist das ganze Wirtshauswesen - wo soll das hinführen, wenn immer mehr Orte mit bis zu 5000 Einwohnern kein Wirtshaus mehr haben?

19.2.13

Südweststurm? Ja, bitte, her damit!

Vielleicht bläst der dann ja endlich mal die nicht enden wollende Kälte weg. Ich sag's ja immer: Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. In den 90er Jahren hatten wir etliche milde Winter mit Westwetterlagen, mit Sturm und Regen statt Frost und Schnee, und allen schien klar: Das ist der Klimawandel! Schnee- und frostreiche Winter werde es in Mitteleuropa nicht mehr geben, orakelten namhafte Meteorologen um die Jahrtausendwende, und die Sommer würden immer heißer und trockener werden. Die Wintersport-Hoteliers müßten sich bald einen anderen Job suchen!

Alles Quatsch, erwiderten Skeptiker - seit 1998 stiegen die Durschschnittstemperaturen nicht mehr. Die menschengemachte Klima-Erwärmung sei größtenteils ein Hirngespinst, werde von den Fakten nicht gestützt. Die Fakten stützen vielmehr die Sicht der Skeptiker, so wetter.net: Seit 2008/2009 hätten wir nun den fünften Winter in Folge, der kälter als der langjährige Durchschnitt sei, und die prognostizierten Stürme machten sich eher rarer ... Und was ist mit den versprochenen heißen und trockenen Sommern? Auch die machten sich eher rar - mit Ausnahme des Supersommers 2003 waren die Sommer allenfalls durchschnittlich, öfter noch zu kühl und zu naß. Leider.

Otto Normalverbraucher sieht und spürt das natürlich auch - aber selbst die Meteorologen kommen allmählich ins Grübeln: Meinungswandel statt Klimawandel. Meteorologe Jung: »Die früheren Klimaprojektionen bzw. Klimaprognosen der 80er und 90er Jahre sind zumindest für Deutschland und Europa in den letzten Jahren mehr oder weniger stark ins Wanken geraten und aufgrund der aktuellen Faktenlage einfach nicht mehr passend und müssen dringend überarbeitet werden, sonst bekommen wir hier ein Glaubwürdigkeitsproblem. Der Bürger ist nicht dumm und merkt selbst, was Sache ist.« So ist es! Daß sich der Stammtisch unser Huhn in der Tübinger Parkgaststätte kaum mehr als ein halbes Dutzend Mal pro Jahr draußen im Biergarten versammeln kann - ansonsten ist es immer zu naß und zu kalt -, können wir Stammtischbrüder schließlich auch ohne Meßgeräte feststellen!
Von wegen - kalt und naß wird's! Brrr!
 

Kneipensterben II - diesmal eine berühmte!

Seit der Jahrtausendwende ist die Zahl der Kneipen in Deutschland um rund ein Drittel geschrumpft, nur Berlin lebt mit einer Verdoppelung gegen den Trend. Wie sich das Kneipensterben in meiner Umgebung, südlich von Tübingen (das immer noch rund 100 Lokale hat), auswirkt, darüber hatte ich hier schon einmal berichtet. In Baden-Württemberg hat zwar die Zahl der Kneipen entgegen dem bundesweiten Trend seit 2001 um 15 % zugelegt, aber das betrifft wohl nur einige »hippe« Gegenden und Universitätsstädte, nicht meinen Wohnort Nehren und dessen Umgebung - obwohl wir nahe bei Tübingen und Reutlingen sind und stark wachsen. Kein Vergleich mit ländlicher Einsamkeit wie auf der Alb und in Oberschwaben - außer beim Kneipensterben, das trifft uns hier offensichtlich genauso ;-)

Besondere Aufmerksamkeit findet das Kneipensterben i. d. R. nur, wenn es eine ganz besondere Kneipe erwischt, ein ganz besonderes Restaurant - so in der FAZ vom 14.2.2013: »Der Adler fliegt nicht mehr«. 1525 hätten sich im Lokal Adler im allgäuischen Großholzleute (bei Isny) schon die Bauern getroffen, um den Bauernkrieg vorzubereiten - ob sie nach ihrer Niederlage auch ihren Frust dortselbst ertränkt haben, darüber ist nichts überliefert. (Napoleon über den Champagner: »Nach dem Sieg verdienst du ihn, nach der Niederlage brauchst du ihn.«) 1770 war Marie-Antoinette, die später geköpfte Königin Frankreichs, hier zu Gast, Maria Theresia hat auch mal vorbeigeschaut, und 1958 gar ging es ganz hoch hinaus: Da trug Günther Grass vor der versammelten GRUPPE 47 einige Kapitel aus der im Entstehen begriffenen »Blechtrommel« vor, was den ebenfalls anwesenden, soeben aus Polen zugezogenen Marcel Reich-Ranicki »nahezu begeisterte«.

Und jetzt erleidet der ADLER dasselbe Schicksal, das auch schon etliche andere, weniger berühmte Kneipen traf: Die Leute interessieren sich nicht mehr so wie früher dafür, in die Kneipe zu gehen. Jüngere hängen öfter in Facebook ab, abgesenkte Promillegrenzen und Rauchverbote nerven, und das soziale Leben verlagert sich mehr und mehr in Gemeindehäuser, Vereinsheime, anderswohin ... Die gegenwärtigen Wirtsleute hätten viel Geld in das Haus gesteckt, aber wenig daraus geerntet, sie haben die Nase voll und schmeißen hin, suchen seit zwei Jahren vergeblich nach einem Käufer. Das findet der Tübinger Regierungspräsident Strampfer »sehr bedauerlich« und will das »Juwel« erhalten - aber zu den Stammgästen gehört er sicherlich nicht, und das wird sich in Zukunft wohl auch nicht ändern. Die Politik hat das Kneipensterben entdeckt und will was tun, viele Bürger bekunden, daß sie das Kneipensterben auch bedauerlich fänden - aber das Wirkungsvollste, das sie tun könnten, nämlich öfter in Kneipen zu gehen, das tun sie eben nicht. Es ist wie vor Jahren, als viele Bürger in Umfragen, nostalgisch gestimmt, sagten, sie würden gern wieder mehr VW Käfer auf den Straßen sehen - nur fahren sollen den dann andere, selber möchte der Nostalgiker doch lieber ein moderneres Auto ...

Es ist traurig, aber es ist leider so: Gegen den Markt irgendwas Altes erhalten zu wollen, bringt auf die Dauer nur Frust, Kosten und Verdruß, aber selten etwas Gutes. Dinge haben ihre Zeit, und die vergeht leider *seufz* - auch bei den Kneipen - unwiderruflich meist: »They never come back.« *megaseufz und ZISCH ein tröstendes Bier öffne*

Nachtrag zu Tibet: McArthur, Mao und die Bombe

Als das kommunistische Nordkorea 1950 Südkorea überfiel, gelang es dem Süden, den Amis und ihren Verbündeten, die nordkoreanischen, von China unterstützten Truppen bis fast an die chinesische Grenze zurückzudrängen, aber als der Oberbefehlshaber, General McArthur, weitermarschieren wollte nach China und - notfalls mit Atombomben - Mao schlagen wollte, wurde er von Präsident Truman zurückgepfiffen.

Dieses Pfeifen hat die nördliche Hälfte Koreas Freiheit und Wohlstand gekostet - und ebenso China und Tibet. Atombomben auf Mao hätten millionenfachen Tod bedeutet, aber noch mehr Millionen das Leben gerettet: den 20 Millionen Hungertoten des »Großen Sprungs nach vorn«, den Millionen Opfern der »Kulturrevolution«. Und Tibet hätte seine Unabhängigkeit bewahren können. Stattdessen kämpften, von den Amis unterstützt, noch jahrelang tibetische Untergrundgruppen einen aussichtslosen Kampf gegen die chinesischen Besatzer, ähnlich wie die »Waldbrüder« im sowjetisch besetzten Lettland, Estland, Litauen. Von innen heraus kann man Diktaturen à la Mao und Stalin nicht beseitigen.

16.2.13

Tibet: 100 Jahre Einsamkeit

Vorgestern, am 14. Februar, wäre sie 100 Jahre alt geworden: die tibetische Unabhängigkeit.

Tibet 1950, kurz vor dem Einmarsch Maos. Es umfaßte nicht nur die heutige »autonome« Region Tibet, sondern auch noch etliche Nachbarregionen. (Quelle: tibet.at)
1911 war der letzte chinesische Kaiser gestürzt worden, China versank in Wirren, wurde in der Folge von diversen Warlords beherrscht - ein Zustand, den die gegenwärtige KPCh fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, weshalb sie auf alles, was nach Insubordination riecht, mit eiserner Faust reagiert. Tibet nutzte die Schwäche der chinesischen Zentralmacht und riß sich los. England anerkannte das, China nicht - und sobald es (1950 unter Mao) wieder stark genug war, verleibte es sich Tibet wieder ein ...
Einsam waren die Tibeter immer - ich weiß nicht, wie viele Staaten nach 1913 ihre Unabhängigkeit anerkannten - jedenfalls lebten sie in selbstauferlegter Isolation, wie Heinrich Harrers Schwierigkeiten »einzureisen« zeigten; und heute denkt alle Welt außer ein paar Idealisten nur noch an das große Geschäft mit China ...

Wird es noch eine Chance für Tibet geben?

»Frühes Vögeln schlafft den Wurm«

- zu dieser goldenen Erkenntnis verhalf mir eben der Fotograf Ulrich Grolla, von dem demnächst ein Foto das Cover einer Marterpfahl-Neuerscheinung zieren wird. Bis bald :-)

Im Schlafanzug durchs Weltall - im seidenen Morgenrock in den Nahkampf?

Wußten Sie schon, daß die Mannen in "Raumschiff Enterprise" Schlafanzüge trugen? Wenn man es weiß, sieht man es auch ... Wenn Schl...