28.5.12

100.000!

In einem Café im Wien der K.u.k.-Zeit saßen zur Zeit des Ersten Weltkriegs zwei Literaten, unterhielten sich und hörten dabei immer wieder Siegesmeldungen. Schließlich gähnte einer: »Also zwei Siege wart ich noch ab, aber dann geht's ins Bett!«
Gestern nacht wollte ich noch den hunderttausendsten Besucher (nicht seit Bestehen des Blogs - Frühjahr 2006 -, sondern seit Bestehen der Statistikfunktion im Sommer 2009) abwarten - gottlob tat ich's nicht, sondern legte mich schlafen. Jetzt aber war er soeben da! *tusch*
Auf die nächsten hunderttausend!

26.5.12

Die Bekloppten zweier Religionen können sich die Hände reichen

Vor zwei, drei Jahren gab es schon mal Ärger: Ein Bankett belgischer und iranischer Politiker in Belgien scheiterte daran, daß die Iraner weiblichern belgischen Abgeordneten nicht die Hand schütteln wollten und daß es zum Essen auch Wein geben sollte - für die Belgier nur, nicht für die Iraner. Aber die waren schon empört, daß es überhaupt Wein geben sollte. Die typische Masche der Moslems: die eigenen, islaminternen Regeln auch dem Rest der Welt aufoktroyieren wollen.
Daß orthodoxe Juden genauso meschugge sein können, erfuhr jetzt die belgische Gesundheitsministerin Onkelinx: Obwohl sie als Gesundheitsministerin ganz gewiß saubere Hände hat, wollten orthodoxe jüdische Politiker ihr nicht die Hand schütteln. »So was ist mir bislang nur zweimal passiert«, schüttelt sie hier den Kopf, »mit Iranern und mit orthodoxen Juden« - wohl weil beide auf ihre Art ein bißchen plemplem sind.

Kneipenquartett und Knöllchenroulette

Im Erhöhen der Parkgebühren ist Tübingen unter seinem neuen, grünen OB Palmer ganz groß, die Knöllchengebühren für Parken ohne Parkschein sind mit 5,- Euro gottlob maßvoll geblieben - ja genaugenommen lohnt sich es sich durch die gestiegenen Parkgebühren erst recht, es darauf ankommen zu lassen: Wer immer brav den Parkschein bezahlt, parkt teurer als der, der ab und zu ein Knöllchen kassiert. (Und Humor haben die im Bürgeramt - in einem riesigen Fachwerkbau - auch: Ganz oben unterm Dach kann man sein Knöllchen bar bezahlen, und als ich dort einmal mit einem Säckchen voller Ein- und Zwei-Cent-Münzen erschien, beharrte die Amtsperson darauf, mir eine Quittung auszustellen, und zählte die Münzen einzeln ganz langsam.)
So ließ ich mein Auto vor der Hauptpost stehen, gab ein paar Büchersendungen auf und ging dann in die Stadt, um zu essen und zu trinken.
Legt Euer Geld in Alkohol an - wo sonst gibt es 40 Prozent? fragt ein alter Witz. In Hyder vielleicht, könnte man antworten: In diesem alaskanischen Grenzstädtchen werden Neulinge mit einem 75-Prozent-Schnaps willkommen geheißen, sie werden »hyderisiert«.
Lustiges Städtchen: Hyder in Alaska. Der Fotograf steht in Kanada, das Ortsschild ist zugleich die Grenze der USA. 50 Einwohner und 100 Kneipen, so etwa ist Hyder. Früher pflegten Goldwäscher und Trapper einen Geldschein zu signieren und im Pub an die Wand zu pinnen, um beim nächsten Stadtausflug auf jeden Fall nicht ohne Geld dazustehen. (Bild: Wikipedia)
In Tübingen gibt's aber das Kneipen-Quartett, das ist auch nicht schlecht: Statt mit den PS-Zahlen und Höchstgeschwindigkeiten von Boliden strunzt man hier mit Thekenlängen und Anzahl der angebotenen Drinks. Das Spiel kostete 7 Euro, und jede der rund 40 Karten berechtigt zum Gratis-Bezug eines Bierchens oder einer Caipirinha oder dergleichen. Bezahlte man für die Bierchen, wären locker 100 Euro fällig ... Und was für eine Rendite ist das nun in Prozent? Außerdem muß die Tübinger Kneipen kennenlernen, wer einen Kneipenführer schreiben will ... Und so kehrte ich zwei Stunden später - reicher an Speis und Trank und Erfahrungen und Wissen - zu meinem vor der Hauptpost geparkten Auto zurück. Es war kein Knöllchen unterm Scheibenwischer. Frohe Pfingsten, liebe Leser! (über Pfingsten wird das Blog seinen hunderttausendsten Leser erreicht haben - seit Beginn der Statistikfunktion im Sommer 2009, nicht seit Beginn des Blogs im Frühjahr 2006. Trotzdem ein Grund zum Feiern! Hoch die Tassen!)

23.5.12

Grex latine loquentium ...

... parva est. Eheu! O tempora, o mores!

Wer sein Latein etwas aufpolieren möchte, findet hier die lateinischen Nachrichten von Radio Finnland.

... und hier die von Radio Bremen - und deren Startseite hier.

Das eleganteste Latein und die langweiligsten Inhalte (Verlautbarungsjournalismus: »Kardinal X hat das gesagt, Kardinal Y jenes gemacht«) bietet Radio Vatikan.

... und hier (leider nur noch archivalisch, ich weiß nicht, warum die Website »down« ist) »Die Schar (Herde) der Lateinsprecher«.

Salvete!

RVDIGERVS HAPPVS IMPERATOR SPIRITVALIS

14.5.12

»Fuck your copyright bla bla« - Bericht von der Front ...

... der aktuellen Debatte, der »geistigen Situation der Zeit« sozusagen, wie Karl Jaspers es 1931 genannt hatte.
Outings scheinen als gesellschaftliche Brandmarkung immer noch sehr beliebt zu sein, nicht mehr wegen Schwulitäten natürlich, das regt heute kein Schwein und keinen Schwanz mehr auf, als SMer vielleicht gerade noch, da echauffieren sich wenigstens einige sanfte und gewaltfreie Naturen, und es reicht vielleicht dazu, Jugendämter besorgt zu machen oder dem ungeliebten Ex das Sorgerecht für die Kinder entziehen zu lassen oder so was.
Wegen »rechts«, das funktioniert immer noch gut, auch wenn einige der politisch korrekten Antifa-Tiraden doch langsam müde zu werden beginnen, ja die »PC« allgemein immer mehr zum Objekt von Witzeleien wird. Aber noch funktioniert's: Ein Häuflein von 50 demonstrierenden Neonazis bringt so sicher wie das Amen in der Kirche 500 Gegendemonstranten auf den Plan, jene Leute, für die immer der 29. Januar 1933 ist (»Wehret den Anfängen!«).
Und so gab es denn aus dem Medien-Mainstream nur lauen Protest, als »Nazileaks« Namen, Adressen und Telefonnummern vieler Menschen veröffentlichte, die als »rechts« gebrandmarkt werden sollten, und seien es auch nur Leute, die der JUNGEN FREIHEIT mal ein Interview gegeben hatten - was bekanntlich auch viele Linke getan haben.
So richtig wütend wurde der Medien-Mainstream erst, als es ihn selbst erwischte: Vor Wochen verkündeten Salafisten, sie besäßen alle möglichen Infos über kritische Journalisten, Adressen, Handynummern, Vereinsmitgliedschaften ... Das geht ja nun gar nicht, fanden auf einmal jene Journalisten, die's bei anderen vielleicht gar nicht so schlimm gefunden hatten.
Und nun trifft es diejenigen, die vom Schreiben, Filmen oder Musikmachen leben. Der Musiker Sven Regener, bekannt auch durch den Film »Herr Lehmann«, mußte schon einen »Shitstorm« im Internet über sich ergehen lassen, als er eine Philippika zur Verteidigung des Urheberrechts hielt. Einer Gruppe von Krimi-Autoren mit einem witzigen Video, in dem jemand mit Guy-Fawkes-Maske einen Autor beraubt, wurde die Website durch eine »Mailbombe« lahmgelegt, die Autoren mit Haß- und Drohmails zugeschüttet.
Jetzt sind offenbar die Autoren von Wir sind die Urheber! dran, mit Name, Adresse und etlichen Privatsachen geoutet zu werden, geoutet von einer Gruppe »Anonymous« (nomen est omen). Frech heißt es bei denen: »Fuck your copyright bla bla bla«. »Falls die Unterzeichner von ihrem Vorhaben nicht abließen, heißt es (in primitiv drohender Gossensprache), würden sie weiterhin verfolgt, verfolgt und verfolgt - und man werde weitere Daten offenlegen«,so die heutige FAZ in ihrem Feuilleton.
Vielleicht sollte ich selber den Appell unterschreiben.
Der Kampf geht weiter.

7.5.12

Hü und hott, rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln

Endlich sind die neuen Titel bei Amazon.de gelistet, dachte ich mir neulich, da kann ich gleich mal ein paar Infos zu denen dazuschreiben.
Aber Pustekuchen: Konnte man noch vor kurzem über den Link www.amazon.de/verleger-texte unproblematisch Rezensionen, Inhaltsangaben etc. zu den Titeln des Verlags auf Amazon einstellen, unproblematisch wie das Posten in einem Internet-Diskussionsforum, so findet man heute auf der genannten Seite nur noch allgemeines Blabla. Man solle beispielsweise das Amazon-»Vorteilsprogramm« nutzen, in das Amazon alle Kleinverlage drängen möchte - weil es zum Vorteil für Amazon ist. Für die Verlage ist es eine Frechheit, ein »Nachteilsprogramm«: Den einzigen, dürftigen Vorteil, daß alle Titel des Verlags ständig auf »lieferbar« geschaltet sind, bezahlt man mit unverschämten 55 % Effektivrabatt (zu den gesetzlich maximal erlaubten 50 % Rabatt kommen noch 5 % »Bereitstellungsgebühr« oder »Verwaltungsgebühr« oder was weiß ich, wie die das nennen, hinzu, also de facto 55 % Rabatt).
Vor Monaten offerierte mir Amazon.de sogar, ich könnte sie wieder - wie bis 2002 - direkt beliefern, und sie reduzierten ihre Rabattforderung nach meiner Klage sogar auf »nur noch« ca. 50 % Effektivrabatt (also auch nicht günstiger als via die Großhändler Libri und KNV) - aber nur wenn ich alle Titel in ihrer hauseigenen Printing-on-demand-Digitaldruckerei drucken ließe (dann winkten bei vielen Titeln sogar Druckkostennachlässe). Ich winkte dankend ab - ich wollte und will mich nicht derart abhängig machen.
Alternativ könne man Zusatztexte in einem streng formalisierten Verfahren auch per FTP (»File transport protocol«) hochladen. Ah so - nur hab ich so was seit Jahren nimmer, und mein Assistent ebensowenig. Wir brauchten es früher, um neue oder aktualisierte Dateien zur Marterpfahl-Verlags-Website hochzuladen, doch seit die 2009 auf ein CMS (»Content management system«) umgestellt wurde, in das man neue Inhalte fast so einfach - wenn auch leider nicht fehlerfrei - einpflegen kann wie in ein Diskussionsforum, war es nicht mehr nötig, zumal Amazon.de auch die früher gegebene Möglichkeit, Buch-Titelbilder per FTP hochzuladen, abgeschafft hatte. Und jetzt bräuchten wir FTP auf einmal doch wieder - wie lange? Bis zur nächsten Marotte Amazons oder eines Großhändlers?
Stoßseufzer: Mal hü, mal hott - können denn die Standards nicht mal ein paar Jahre gleich bleiben? Muß man durch einen dauernden (unnötigen) Wandel zermürbt werden? Ist es nötig, daß das nichtssagende Impressum einem alle Kontaktmöglichkeiten für Frage- und Beschwerdemails verweigert?
Vivere militare est, sagten die ollen Römer, Leben bedeutet Kriegsdienst leisten. Der Kampf geht weiter.

»Wir rechten Säcke sollten zusammenhalten!«

Bisher kannte ich ihn nur als ein verbales Schnellfeuergeschütz in Sachen »deutsche Arbeitsplätze«, den Herrn Grupp von Trigema, und ich wünschte mir, wenn ich ihm zuhörte, immer, eine heimliche Kamera könnte das Freizeit-Kaufverhalten seiner Angestellten aufnehmen: Kaufen sie deutsche Produkte und retten somit deutsche Arbeitsplätze, oder geben sie doch lieber dem billigen Fernostgerät den Vorzug?
Sieht auch mit 70 noch gut aus: Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Vielleicht liegt's an seiner jüngeren Frau - Studien wollen herausgefunden haben, daß jüngere Frauen Männern guttun ...
Dennoch: Wo er recht hat, hat er recht: Bei Harald Schmidt äußerte sich der erst seit seinem 47. Lebensjahr verheiratete Grupp wie folgt: »Ich habe immer gesagt, egal wie alt ich bin, meine Braut muß Anfang 20 sein.« Und an anderer Stelle: »In Schwaben ist die Emanzipation noch nicht so weit fortgeschritten wie im Rheinland.« Schmidt: »Ich wünschte, Sie hätten recht. Wir rechten Säcke sollten doch zusammenhalten!«
Zugleich nimmt er sich zurück, behauptet, daß nun zu Haus seine Frau das Zepter führe - was mit Sicherheit nicht der Fall ist: In dem Film »Der König von Burladingen« erzählte sie, wie sie ihr Medizinstudium aufgeben und sich in den Dienst der Aufgabe »Grupp und Trigema« stellen mußte, seine Kinder schickte er mit zehn ins Internat, wie er selbst mit zehn ins Internat geschickt worden war - eine harte Schule der Selbständigkeit und der Heimweh-Überwindung. Aber es macht sich halt gut im heutigen Zeitgeist zu behaupten, die Frau habe die Hosen an ... Merken Sie sich, verehrter Leser: Wenn jemand behauptet, seine Frau habe zu Hause die Hosen an, ist es mit ziemlicher Sicherheit nicht so.

2.5.12

Erst aufgedonnert, dann abgeblitzt

Sic transit gloria mundi - so vergeht der Ruhm der Welt: Gestern haben sie sich noch aufgeblasen, die großen Buchhandelsketten wie Weltbild oder Thalia, heute droht ihnen die Luft auszugehen. Der größere Fisch frißt den kleineren, so läuft die Nahrungskette: Zuerst »verspeisten« die Ketten à la Thalia oder Hugendubel etliche kleine Sortimenter, jetzt drohen sie selbst verspeist zu werden - vom allergrößten Hecht im Karpfenteich: Von Amazon.de.
Demnächst wolle man die Schwelle von einer Milliarde Euro Jahresumsatz überschreiten, strunzten die Thalia-Manager noch vor wenigen Monaten frohgemut. Um dieses Ziel zu erreichen, griffen sie auch zu wenig feinen Maßnahmen: Da sollte z. B. ein Sortimenter in bester Kleinstadt-Zentrumslage, der als Kleinverleger zugleich auf den Absatz via Thalia angewiesen war, aus seinem Laden rausgemobbt werden oder seiner Selbständigkeit beraubt und zum Thalia-Filialisten degradiert werden, und nur eine Unterschriftenkampagne der Bürger konnte Thalia zum Rückzug zwingen.
Manche Kettenbuchläden empfingen keine Verlagsvertreter mehr, das hätten sie nicht nötig - dafür wollten sie den Verlagen immer größere Rabatte abnötigen.
Vorbei, vorbei: Die Buchhandelsketten müssen Filialen schließen, die Umsätze gehen zurück - und Amazon verkauft nun schon fast jedes dritte bis zweite Buch in Deutschland.
Die Ketten suchen nun ihr Heil darin, daß sie (wie Amazon) auch noch allerhand anderen Krimskrams verkaufen, aber auch darin werden sie wohl bald Amazon unterlegen sein, der ja schon längst eine Fotohandlung, ein Baumarkt etc. pp. ist, ein richtiger Gemischtwarenladen, in dem Bücher und andere Medien nur noch eine Ware unter vielen ist.
Das Schweizer Volk hat Mitte März in einer Volksabstimmung die wiedereingeführte Buchpreisbindung wieder abgeschafft - jetzt bleibt abzuwarten, wie sich das auf den Rest des deutschsprachigen Buchhandels auswirkt. Amazon.com streitet sich in den USA mit Verlagen und Regierung über den Preis von Ebooks - kurz, man kann mal wieder sagen: Panta rhei, alles fließt, und schwierig bleibt es sowieso ...

Die Sonntags-FAZ über das Thema.

So weit mein (verspätetes) Wort zum 1. Mai ...

Im Schlafanzug durchs Weltall - im seidenen Morgenrock in den Nahkampf?

Wußten Sie schon, daß die Mannen in "Raumschiff Enterprise" Schlafanzüge trugen? Wenn man es weiß, sieht man es auch ... Wenn Schl...