30.11.09

Komplett runderneuerte Website :-)

Endlich ist es soweit: Nach 10 Jahren und 3 1/2 Monaten erstrahlt die Website des Marterpfahl Verlags runderneuert in neuem Glanz. Gut - kleine Macken müssen noch beseitigt werden, aber im großen und ganzen ist es doch okay, oder? Sachlicher als früher, ohne große »Stories« oder Bilder, aber gerade das wollte ich ja.

Ach ja: Vor kurzem erhielt ich noch eine Mail: »Hallo Ruth, kannst Du mir sagen ...«

Tja, von Ruth heißt es nun auch Abschied zu nehmen. Schade eigentlich - sie war ein nettes Mädel :-) 10 Jahre lang hat sie uns Literatur serviert ...



... jetzt wird sie uns für immer verlassen *schnüff* ... aber sie wird hoffentlich immer ein warmes Heim haben im Himmel für alte, abgenutzte Phantasien ...

Die arme Demokratie ...

Einer meiner Bekannten betätigt sich in der Freizeit als Amateur-Rockmusiker. Vor Jahren hatte seine damalige Band einen Probenraum, der direkt neben einer Hinterhofmoschee lag. Hier prallten zwei Welten aufeinander. Ständig gab es Ärger, Behinderungen beim Transport der Anlage, dumme Bemerkungen - die Moslems konnten offenbar ganz einfach diese Art von Musik nicht akzeptieren. Ein weibliches Bandmitglied im Minirock wurde gar offen angepöbelt, sie sei eine Hure, eine Nutte. Muß man sich das gefallen lassen? Mein Bekannter, der auch noch andere negative Erlebnisse dieser Art zu berichten weiß, hat denn auch die Nase voll: »Wenn ich mir vorstelle, daß der Ruf eines Muezzins von einem Minarett über mein Wohnviertel schallt, dann macht mir das keine Laune.«

Genau das fanden die Schweizer Stimmbürger mehrheitlich auch - und stimmten für das Minarettverbot. Und lösten einen Wirbelsturm öffentlicher Empörung in ganz Europa aus, besonders schön hier zusammengefaßt. Man faßt sich an den Kopf, wozu sich manche versteigen: »Rassismus« sei der Entscheid (als ob die Moslems eine andere Rasse wären als die Nichtmoslems), »eine Schande für die Schweiz«, zumindest aber ein Angriff auf die Religionsfreiheit.*

Schauen Sie mal hier, werter Leser:



Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Kein Minarett jedenfalls. Und dabei ist das die Al-Aqsah-Moschee in Kairo, eine der wichtigsten Moscheen überhaupt. Minarette sind nämlich keineswegs zwingend für eine Moschee, genauso wenig wie ein Glockenturm für eine Kirche.

Der Glauben ist frei, nicht aber das aus dem Glauben resultierende Handeln. Ein streng protestantischer Niederländer muß laut Gerichtsurteil im Auto den Sicherheitsgurt anlegen, auch wenn er findet, wenn Gott ihn mit einem Unfall strafen wolle, dürfe man dem nicht wehren. Führt eine Schule Schuluniformen ein, sind eben ab sofort sowohl Lumpenjeans als auch Kopftuch passé. Wenn Schächten aus Tierschutzgründen verboten ist, müssen Juden und Moslems eben Fleisch importieren oder vegetarisch leben. Und wenn das Recht auf körperliche Unversehrtheit durchgesetzt wird, dann haben eben Beschneidungen von Knaben und Mädchen aus religiösen, nichtmedizinischen Gründen zu unterbleiben. Punkt.

»Populismus« ist noch der mildeste Vorwurf, den sich die armen Schweizer gefallen lassen müssen. Aber ist die Demokratie nicht dazu gedacht, den Willen des Volkes (lat. »populus«) durchzusetzen? Kann ein Volk auch vernagelte, unsinnige Beschlüsse fassen? Klar. »Wenn 60 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, so bleibt es doch etwas Dummes.« (George Bernard Shaw). Vox populi ist eben nicht vox dei. Aber genauso kann sich auch ein Alleinherrscher irren. Oder eine Politikerkaste, wie wir sie jetzt haben. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, daß das Schweizer Stimmvolk Fehlentscheidungen meist ein paar Jahre später korrigiert, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. Konservativ, aber nicht vernagelt, und sich bedächtig, nicht überhastet, an Neues herantastend - das ist nicht die schlechteste Einstellung in dieser Zeit.

Gestern sah ich mit einem Freund den neuen Michael-Moore-Film »Kapitalismus - eine Liebeserklärung«. Das politische System der USA sei ein Spielball, eine Beute des Großkapitals, behauptete der Film und stellte das als eine Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte dar - als hätte es nicht schon Ende des 19. Jahrhunderts Klagen gegeben, das Weiße Haus sei eine Marionette der Trusts, der Rockefellers, Vanderbilts etc. Die reichen Plutokraten hätten kein Interesse an der Demokratie, so Moores These. Gewöhnliche Menschen seien für die nur als Arbeitssklaven und Konsumenten interessant. Das Wahl- und Abstimmungsrecht sähen sie am liebsten abgeschafft, da es ihren Interessen schaden könne.

Die wohlmeinende Politikerkaste billigt die Demokratie offenbar auch nur, solange das Volk im gewünschten Sinne abstimmt. Wie lästig, bei Referenden um Zustimmung werben zu müssen, Überzeugungsarbeit leisten zu müssen! »Ich bin froh, daß es Deutschland keine Referenden gibt«, sagte denn auch ein Interviewter heute im Radio erfrischend ehrlich mit Blick auf das Schweizer Minarettverbot. Notfalls läßt man bockbeinige kleine Völker (die Iren, die Dänen) eben so lange abstimmen, bis das Ergebnis aus Sicht der Regierenden stimmt. (Auch in der Schweiz gibt es solche Beispiele - leider).

Kein Wunder, daß die Umfrageergebnisse vor der Abstimmung anders aussahen als das Ergebnis. Viele hielten es für weiser, angesichts des Meinungsdrucks mit ihrer wahren Meinung hinter dem Berg zu halten - bis zur Wahlkabine.

Hach ja - um die Demokratie steht's nicht gut. Von gleich zwei Seiten gerät sie unter Beschuß: Die Plutokraten und Großkonzerne wollen sie nicht, und der wohlmeinenden »politischen Klasse« ist sie ebenfalls meist lästig, assistiert von den meisten Medien, die wieder einmal viel linker sind als vermutlich der Querschnitt auch des deutschen Volkes und mal wieder wie verhinderte Oberlehrer auftreten.

*Seufz* Und das alles an einem Tag, so trist und grau, daß man am liebsten einfach durchschlafen möchte. Na wenigstens darf man sich noch einen tröstenden Rotwein eingießen, solange man noch nicht muslimisch ist ... ;-) In diesem Sinne: Fröhlichen Advent, liebe Leser!

* In den von mir gehörten Radio-Presseschauen hob sich nur eine einzige Pressestimme wohltuend von der allgemeinen Hysterie ab - eine Zeitung aus Passau: »Wenn die Schweizer lieber unter Kirchtürmen leben wollen als unter Minaretten, dann ist das ihr gutes Recht. In einem christlich geprägten Land sollte der Islam nicht so auftrumpfen.« Eben.

16.11.09

Bilder von der Buchmesse

Danke, mein Messegirl :-) - für die Bilder, die Du machtest und die Du mir schicktest!


Dienstag nachmittag. Noch sind wir in Halle 3.1., noch steht uns unser Umzug in 4.1. erst bevor. Kaum zu glauben: Den wackeren Messebauern im Hintergrund wird es bis Mitternacht gelingen, das Chaos in wohlgeordnete, maßgearbeitete Großverlagsstände mit appetitlich angerichteten Büchern zu verwandeln. Noch sieht alles aus wie Kraut und Rüben.


Unser neuer Stand in Halle 4.1. G 563. Fast alles ist fertig - nur die Plastikfolie überm Teppichboden muß noch entfernt werden.


Die wißbegierige Frankfurter Jugend, zu Bildungszwecken aus ihrer Schule auf die Messe abkommandiert, stürmt meine Kabine und rezitiert laut aus »Onanieren für Profis«.


Selbst auf dem Nachhauseweg in der S-Bahn bleibt man vom »Seks« nicht verschont.


Im Frühtau zur Messe wir zieh'n, fallera!
Jeden Morgen das gleiche: Viertel nach acht ziehen wir über die Mainbrücke (hier: Blick nach Osten) Richtung Konstablerwache zur S-Bahn - auch Samstag und Sonntag (unser Bild), wenn die Stadt noch schläft.


Sonntag - der letzte Tag in unserem 4-Quadratmeter-»Redlight-
district« hat begonnen, und die Messe-FAZ mitsamt dem Schluß von Oliver Maria Schmitts Fortsetzungs-
roman »Frankfurter
Verknotung« ist
interessant wie immer. Dank dem Rotstich des Fotos sieht wirklich alles sehr rötlich aus (welchen Filter muß man doch gleich aufsetzen, um bei Kunstlichtaufnahmen Rotstich zu vermeiden?)


Am Montagmorgen ist alles vorbei: Auf dem Weg zu unserem Stand, um das restliche Messegut in zwei Koffer zu packen - und dann ab nach Hause!

Nur eins haben wir jetzt leider nicht gesehen: mein Messegirl im Schotten-Miniröckchen! :-(

7.11.09

Rezension »Die Muschel«

Aus den SCHLAGZEILEN 106:

Heißer Sommer und träge Sehnsucht prägen das Geschehen im Buch ›Die Muschel‹ von Alma N. Noth.
Da ist Inge, die Protagonistin - sie steht auf Latex und enge Mieder und hofft auf die große Liebe, doch desillusioniert holt sie sich ihre Lust, wo sie sie bekommen kann. Zwei Männer sind an ihr interessiert: Frank, der Polizist, und Otto, der Ladenbesitzer. Außerdem ist da noch diese Muschel, die sie in der Tasche trägt. Ob die wohl magische Kräfte hat?
Als dann das erlösende Gewitter kommt, klären sich die Luft und die Gefühle ...
Die Sexszenen sind voll schweißtriefender Lust, wenn auch nicht unbedingt SMig. Die Atmosphäre des Buches ist flimmernd wie heiße Luft, es sollte im Sommer gelesen werden, wenn man selbst vor Hitze fast umkommt und im Kopf ganz wirr ist von zu viel Alkohol.
Mir hat das Buch gefallen, es ist nicht vordergründig oder platt, vieles entdeckt man zwischen den Zeilen oder ist symbolisch angedeutet.

Rezension »Souleaters Zu-Neigung«

Aus den SCHLAGZEILEN 106:

Ich mag Menschen, die über sich selbst lachen können und über das, was wir SMer so treiben. ›Souleaters Zu-Neigung & andere SM-Unartigkeiten‹ ist ein Schatzkästchen mit zauberhaftem Inhalt. Den größten Teil des Buches nehmen kleine Episoden ein, die uns der Autor in Dialogform präsentiert. Da diskutieren Dom und Domsub und Subsub über Liebe und Hiebe und ergehen sich in wunderbaren Absurditäten. Beispiel: Dom: ›Auf die Knie! Nicht auf meine! Auf deine!‹ Weitere Teile des Buches sind der SM-Poetry gewidmet und fiktiven Dialogen aus Avalon und Eden.
Zum Abschluß serviert uns der Autor Kurzgeschichten, verzichtet da auf Komik und überrascht mit Sarkasmus und schwarzem Humor.
Und für die, die schon an Weihnachten denken: Das Buch eignet sich prima als Geschenk.

Rezension »Die Verwandlung«

Aus den SCHLAGZEILEN 106:

Acht Geschichten, die um eins kreisen: die Demütigung des Mannes. Die Wahl der Waffen ist klar: Windeln!
Endlich mal wieder ein Buch für die Liebhaber von Altersrollenspielen. Ich selbst kann zwar mit Windeln nichts anfangen, aber gerade darum finde ich es toll, daß ›Die Verwandlung‹ das Thema aus der Schmuddelecke holt. Die Geschichten sind leicht lesbar geschrieben, lassen Raum zum Weiterträumen und regen durch Themenvielfalt die Phantasie an.
In der Geschichte ›Für den Rest deines Lebens‹ lernt ein gelähmter Mann mit Hilfe seiner Therapeutin, seine Hilflosigkeit und das Windeltragen zu erotisieren, in ›Überstunden für den Chef‹ machen zwei Frauen dem Chef klar, daß er keine Autoritätsperson ist, sondern nur ein kleiner Windelkacker.

Rezension »S & M Dreams Inc.«

Aus den SZ 106:

Und gleich noch einer vom Autor Tomás de Torres: ›S & M Dreams Inc.‹ ist ebenfalls ein fieses Buch, auch wenn es nicht viel gemein hat mit dem ›Narrenturm‹.

Die junge Anwältin Victoria braucht mal Urlaub und bekommt den Tip, bei ›S & M Dreams Inc.‹ zu buchen. Dort kann sie sich nicht nur erholen, sondern gleichzeitig sexuelle Phantasien ausleben. Nach kurzem Zögern nimmt Victoria Kontakt auf, und tatsächlich ist alles so wie erhofft. Sie schildert detailliert ihre Wünsche und erhält die Garantie, daß alles genau so geschieht, wie sie es will, und nicht anders. An einem Morgen wird sie von einem Lieferwagen abgeholt, mit verbundenen Augen zu einem Verlies gefahren, um dort die nächsten 14 Tage zu verbringen.
Die gleiche Idee hat Julie, auch sie bucht diesen Urlaub, um ihre geheimsten Träume erfüllt zu bekommen. Doch anders als bei Victoria läuft es ganz und gar nicht so, wie Julie es will: Sie erfährt, daß bestimmte Frauen, von denen die Firma ›S & M Dreams‹ weiß, daß sie nicht vermißt werden, als Sklavinnen behalten oder sogar verkauft werden.
Ein extrem hartes und unmenschliches Konditionierungstraining beginnt.
Das Buch ist heiß! Unbedingt empfehlenswert für den, der SM (auch mal) ohne Romantik und Einvernehmlichkeit mag. Ich hab es wahnsinnig gern gelesen ...

Rezension »Narrenturm«

Ebenfalls aus den SZ 106:

Na, das nenn ich mal einen fiesen, hinterhältigen Roman, den uns Tomás de Torres mit »Narrenturm« serviert. Miguel Hermano ist ein recht erfolgreicher Autor von SM-Romanen und glücklich mit seiner Sklavin Maria verheiratet. An einem Tag wie jedem anderen verschwindet seine Liebste plötzlich aus seinem Haus. Erst sucht Hermano nach logischen Erklärungen, bis er den Brief eines Entführers findet ... Will Hermano Maria lebend wiedersehen, muß er einen Roman schreiben nach den Vorgaben des Erpressers. Thema des Buches soll ein Narrenturm sein, ein Irrenhaus aus der Vorzeit mit Zwangsjacken und Folter. Hermano fügt sich den Vorgaben und schreibt um das Leben seiner Frau. Parallel muß er Cristina, die Sklavin seiner Frau, bei Laune halten, indem er ihre starke masochistische Ader befriedigt.
Hermano ist ein Antiheld, zögerlich und unsicher, sogar als er kurz vor der Lösung steht, ist er nicht in der Lage durchzugreifen. Der Autor führt uns das Scheitern eines Doms süffisant vor Augen.
Und zum Schluß wird sein schlimmster Albtraum Realität.

Rezension »Gefesselt von Piraten«

Hach - welch ein Tag, so wunderschön wie heute! Von den aktuellen SCHLAGZEILEN (Heft 106) werden wir überschüttet mit Lob, lauter gute Rezensionen - so z. B. für den Zweiteiler »Gefesselt von Piraten«:

Keinerlei Seeräuber-Romantik- oder andere Klischees bedient die Autorin Emily Drummond in ihrem Zweiteiler »Gefesselt von Piraten«.
Die junge und naive Myra lebt bei ihrem Vater in der »neuen Welt« auf den Bahamas und ist mit dem ehrbaren Peter liiert, doch ihr Verlobter hat ein dunkles Familiengeheimnis: Sein Vater ist der berüchtigte Pirat Angus Jones. Jones ist ein Mann ohne Moral und Grenzen, der nur an sich selbst denkt. Als er durch Zufall Myra kennenlernt, zögert er nicht, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die junge Frau in eine dunkle Ecke zu zerren und zu vergewaltigen. Schließlich entführt er sie auf sein Schiff und brandmarkt sie zu seiner Sklavin. Doch die sexuelle Gewalt und die Unterwerfung gefallen Myra, und sie gewinnt so die Anerkennung von Jones und wird ein vollwertiges Mitglied seiner Crew.
Doch auch jetzt wird es nicht romantisch oder liebevoll, sondern reale Gewalt bestimmt Myras Leben: Sie wird gezwungen, anderen Männern und Frauen zu Diensten zu sein, wird Zeugin von Folter und Mord.
Besonders der sadistische Gibbens, ein Gefolgsmann des Piraten Blackbeard, benutzt Myra, um seine Lust zu stillen. Doch als sie Zeugin wird, wie er eine Frau zu seiner Befriedigung quält und durch Verbrennungen tödlich verletzt, wird ihr klar, daß Piraten niemals zahm werden und daß auch sie ihre Achtung verlieren und Opfer werden kann.
Da die Handlung weit in der Vergangenheit liegt, ist der Leser von ethischer Wertung befreit und kann durchaus Spaß an der Gewalt haben, das Buch is aber nichts für Warmduscher-SMer. Für die unter uns, die es gern härter haben, kann ich den Zweiteiler empfehlen.


Und dabei hat die Autorin mir doch schon gesagt, sie habe die reale Gewalt unter Karibik-Piraten um 1800 schon etwas gedämpft, damit die Story nicht zu roh und zu brutal wird ... ;-)

»Zeig brav ›Heil!‹ und nicht den Vogel, Elschen!« rief Mama Queenmom ...

  ... und sie tat's, Klein-Elschen. In der Bildmitte die spätere Queen Elisabeth II, links die spätere "Queenmom", rechts der ...